Wie soll eine Bratsche klingen? Die 40 Viola-Kandidaten können zwischen Violin- und Cello-Repertoire wählen. Der Trend unter den Bratschisten geht zum brillianten Geigen-Ton. Nicht leicht haben es im diesjährigen Wettbewerb die europäische Mitstreiter.
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Bildquelle: Bayerischer Rundfunk
Die 19 verbliebenen Kandidaten, die die zweite Runde mit Sonatenrepertoire und Neuer Musik bestreiten, zeigen alle einen eigenständigen Bratschenklang zwischen dem der Violine und dem des Cellos. Einer der Europäer beeindruckt mich besonders: Der Ton des Russen Georgy Kovalev offenbart großartig die Klangfarbenmöglichkeiten seines Instrumentes, vor allem in der Viola-Sonate von Dmitrij Schostakowitsch. Die Jury überrascht mich dann mit ihrer Entscheidung für sechs Semifinalisten, die alle aus Asien stammen.
Die Runde mit dem Münchner Kammerorchester im Prinzregententheater zeigt aber: Das Klischee vom asiatischen Instrumentalisten, der mit überragender Technik spielt, dafür weniger als die Europäer von Musik versteht, hält der Realität im Wettbewerb nicht stand. Die jungen Musiker im Wettbewerb sind vieleicht in Asien geboren, leben aber heute in Europa und Amerika, studieren dort seit langem. Außerdem kommen sie aus vier verschiedenen asiatischen Ländern, die von ganz unterschiedlichen Kulturen geprägt sind: Taiwan, Südkorea, China, Japan.
Ebenso kommt der 25-jährige Yucheng Shi aus Shanghai ins Finale. Er ist bei der Vorbereitung zu den Vorspielen scheinbar ganz cool. Anders als Konoe, probiert er im Einspielraum nicht noch an jedem Triller herum. Vielmehr entspannt er sich am Klavier mit Jazzstandards wie "Autumn Leaves".
Aber einer ist einfach unschlagbar und hat alle Runden mit Bravour hinter sich gebracht: Diyang Mei, der 24-jährige Chinese mit der rötlichen Bratsche. Ein Musiker, der mit klugem Kalkül vorgeht und in der letzten Runde das Konzert von Béla Bartók zusammen mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks überragend interpretiert. Der Erste Preis sei für die Jury eindeutig gewesen, erklärt mir der Juryvorsitzende Thomas Riebl nach der Preisvergabe. Er hätte es sich aber auch gewünscht, dass wenigstens ein Europäer es über die zweite Runde hinaus geschafft hätte.
Die Preisträger des ARD-Musikwettbewerb hören Sie in Konzerten am 19., 20. und 21. September. BR-KLASSIK überträgt live im Radio und als Videostream unter brklassik.de.