Im letzten Jahr war Uwe Eric Laufenbergs "Parsifal"-Neuinszenierung verrissen worden. Im Gegenzug hatte Laufenberg seine Kritiker öffentlich als "Schnellvernichter" gebrandmarkt. Doch auch im zweiten Jahr gibt es für die Inszenierung kein Lob - wohl aber für Dirigent Hartmut Haenchen sowie für Klingsor Derek Welton und Gurnemanz Georg Zeppenfeld.
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Um Erbarmen fleht Ryan McKinny mit orgelndem Bass. Als Amfortas trägt der muskulöse Sänger bei der Gralsenthüllung nichts außer einem Lendenschurz und einer Dornenkrone. Kein Erbarmen hingegen verdient die Bayreuther "Parsifal"-Inszenierung von Uwe Eric Laufenberg. Er verortet Wagners Erlösungsdrama an einem Kriegsschauplatz irgendwo im Nahen Osten. Gisbert Jäkel hat ihm dafür als Einheitsraum ein zerbombtes Kirchenschiff gebaut, in dem sich Flüchtlinge, Soldaten und Mönche tummeln. Im zweiten Aufzug flirten Klingsors Zaubermädchen mit dem kriegsmüden Parsifal in einem türkischen Hammam, erst als tief verschleierte Klageweiber, dann als orientalische Bauchtänzerinnen.
Nach dem Kuss der Erkenntnis von Kundry wird der Titelheld plötzlich zum Mann und schreit seinen Schmerz heraus. Der neue Parsifal des Andreas Schager geht hier an seine Grenzen. Weniger wäre mehr, vielleicht reift in Andreas Schager, wenn der Premierendruck weg ist, die Erkenntnis, dass man auf der Bayreuther Bühne gar nicht so laut singen muss. Unter einem gewissen Überdruck leidet auch die Interpretation der Kundry durch Elena Pankratova, die - mehr Matrone als Verführerin - ihr üppiges Material facettenreich einzusetzen versteht.
Ein glaubwürdiges Trio: Haenchen, Welton, Zeppenfeld
Musikalische Leitung: Hartmut Haenchen Regie: Uwe Eric Laufenberg
Amfortas: Ryan McKinny Titurel: Günther Groissböck Gurnemanz: Georg Zeppenfeld Parsifal: Andreas Schager Klingsor: Derek Welton / Werner Van Mechelen (14.8) Kundry: Elena Pankratova