Am 20. und 21. Februar ist die italienische Pianistin Beatrice Rana in München zu Gast. Gemeinsam mit dem BR-Symphonieorchester bringt sie Prokofjews Klavierkonzert Nr. 3 zur Aufführung – ein Werk, das sie sehr schätzt. Im Gespräch verrät sie, welche erstaunliche musikalische Querverbindung sie in dieser Komposition entdeckt hat.
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BR-KLASSIK: Beatrice Rana, Sergej Prokofjews Drittes Klavierkonzert ist ein Stück voller Temperament, sehr explosiv. Aber es gibt auch sehr nachdenkliche Passagen darin. Ein Werk mit vielen Facetten.
Beatrice Rana: Das Interessante an diesem Konzert ist, dass es sehr kompakt ist, aber es hat so viele verschiedene Stimmungen. Und die Wechsel ereignen sich sehr abrupt. Im ersten Satz ist zum Beispiel eine harmonische Fortschreitung, die später John Williams exakt für den Soundtrack von "Harry Potter" verwendet hat. Und dann entstehen ganz mysteriöse, nahezu schwerelos-schwebende Stimmungen und unglaubliche Melodien, die vom Herzen kommen, besonders im dritten Satz. Es ist ein Konzert voller Kontraste. Das ist sehr spannend.
Das Adrenalin erreicht nicht nur den Spieler, sondern jeden.
BR-KLASSIK: Wenn man Sie spielen sieht, wirkt das sehr leicht. Sie agieren fast wie eine Raubkatze. Woher nehmen Sie die Kraft, um die Vehemenz der Virtuosität darzustellen?
Beatrice Rana: Ich glaube, dass gerade in Prokofjews Konzert das Adrenalin eine sehr große Rolle spielt. Und dieses Adrenalin erreicht nicht nur den Spieler, sondern jeden. Das heißt nicht, dass es leicht wird, aber ganz organisch ruft diese Musik eine klangliche und rhythmische Power hervor. Das ist gewissermaßen sehr menschlich.
Es gibt nicht die eine richtige und gültige Interpretation.
BR-KLASSIK: Haben Sie Vorbilder – gibt es Pianisten, die Sie sehr bewundern?
Beatrice Rana: Die Liste von tollen Pianisten ist natürlich lang, zum Glück. Mein erstes Idol war Martha Argerich. Sie ist immer noch ein Bezugspunkt für mich. Den Klang von Rubinstein mag ich sehr, ebenso die Fantasie von Horowitz und auch den Stil von Arrau. Ich könnte noch so viele andere nennen. Gerade von Künstlern, die eine ganz andere Persönlichkeit haben als ich, kann ich eine Menge lernen. Denn es gibt nicht die eine richtige und gültige Interpretation. Das Schöne an der Musik ist ja gerade, dass sie so vielfältig ausgedrückt werden kann.
BR-KLASSIK: Sie haben nicht nur Klavier, sondern auch Komposition studiert. Haben Sie denn noch Zeit, selbst zu komponieren?
Beatrice Rana: Zeit hätte ich genug, aber ich habe kein Talent (lacht). Komposition habe ich studiert, weil ich das Geflecht von Harmonien geliebt habe. Und auch, um die Konstruktion eines Stückes zu begreifen. Das hat mir bislang viel geholfen. Irgendwie komme ich den Komponisten näher, auch wenn das Geheimnis von klassischer Musik gerade darin besteht, dass eben keine direkte Beziehung zu den Komponisten besteht. Aber um in ihre Gedankenwelt einzutauchen, ist das ein guter Weg.
Sendung: "Leporello" am 20. Februar 2020 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Zoltán Kodály:
Tänze aus Galánta
Sergej Prokofjew:
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 C-Dur, op. 26
Jean Sibelius:
Symphonie Nr. 5 Es-Dur, op. 82
Beatrice Rana, Klavier
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Leitung: Klaus Mäkelä