Leben ohne ihn, das schien ihr zuerst unvorstellbar. Als Richard Wagner 1883 starb, fürchteten ihre Freunde, seine Frau Cosima würde Selbstmord begehen. Voller Sorge schrieb König Ludwig II. an seinen Sekretär.
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Ich erfuhr einst durch Wagner, dass seine Gattin acht Tage nach seinem Tode sterben würde – oder wolle. Ich binde Ihnen auf die Seele, auf gute Art zu verhindern, dass ein Unglück gescheh'.
Die acht Tage gingen vorüber. Cosima lebte. "Sie wird in den oberen Räumen des Hauses einzig seinem Andenken leben und das Dasein fristen, welches ihr einzig gemäß ist – das einer Nonne." Wagners Freund Paul von Joukowsky, der dies prophezeite, sollte sich irren. Cosima lebte zwar einzig Wagners Andenken, führte jedoch nicht das zurückgezogene Leben einer Nonne, sondern das glanzvolle einer Äbtissin, einer hohen Priesterin, einer Prophetin.
Ihre Lust am Befehlen stieg nach dem Grad des ihr entgegengebrachten Gehorsams.
Dirigent war der junge Felix Mottl, ein Wagnerianer vom Scheitel bis zu den Zehen, der zudem wusste, wie man mit Frau Wagner umzugehen hatte. Cosima nannte ihn zärtlich "mein Söhnlein". Sein Dirigentenkollege Felix Weingartner schrieb: "Hätte ihm Frau Wagner befohlen, und ihre Lust am Befehlen stieg nach dem Grad des ihr entgegengebrachten Gehorsams, eine im 3/4-Takt geschriebene Stelle im 4/4-Takt zu dirigieren, so hätte Mottl den genialen Einfall der Meisterin gepriesen. Und wenigstens so getan, als folge er ihrem Befehl."
Die Wagnerianer bejubelten die Premiere. Anschließend bat Cosima zum Empfang und nahm die Huldigungen der Wagnerianer wie eine Königin entgegen. Nur Anton Bruckner brachte den wiederum perfekt inszenierten Auftritt ein wenig durcheinander. Wagners Tochter Eva beklagte sich, er habe ihr mit seinen schmatzenden Handküssen die Handschuhe beinahe von den Fingern gerissen.
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