Als Tochter von Siegfried und Winifred Wagner wächst Friedelind, die Enkelin von Richard Wagner, im Haus Wahnfried in Bayreuth auf. Umgeben von ihren Geschwistern Wieland, Wolfgang und Verena ist sie sich früh der Bedeutung ihrer familiären Herkunft bewusst. Und doch wird sie als erste in der Wagner-Familie zu einer "Abtrünnigen". Friedelind schert aus dem braunen Sumpf aus. Wie ist das geschehen?
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Zu ihrem Vater Siegfried pflegt Friedelind Wagner ein gutes Verhältnis, die Beziehung zur Mutter Winifred dagegen ist schwierig. Nach dem Tod ihres Vaters 1930 gilt Friedelind Wagner als das schwarze Schaf der Familie: Korpulent gebaut und aufsässig wird sie ihrer Mutter ein Dorn im Auge.
Friedelind hat Kontakte in England und Frankreich, lernt Geflüchtete kennen, sieht Verfolgung, Mord und Krieg, womit Hitler Europa überzieht. Dass ihr von der Mutter in die Schweiz übermittelt wird, sie möge zurückkehren, sonst würde sie "vertilgt und ausgerottet", dürfte ihren realistischen Blick auf das braune Deutschland geschärft haben. Friedelind ist 22 Jahre jung und emigriert.
In Amerika angekommen, positioniert sich Friedelind klar gegen die Nazis. "Nacht über Bayreuth" ist der Titel ihres Buches, das die Familiengeschichte beleuchtet. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges übernehmen ihre Brüder Wolfgang und Wieland die Leitung auf dem Festspielhügel. Friedelind hätte dasselbe Anrecht darauf, doch sie wird ausgebootet. Ihr Verhalten gilt in der Familie lange als "Verrat". Noch 1991, bei ihrem Tod, giftet der Bruder Wolfgang, sie sei eine "Oppositionelle" gewesen.
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