Man mag es kaum glauben, aber es gab eine Zeit, da wiegte sich das preußische Berlin im Walzer-seligen Dreivierteltakt, da war die Spree-Metropole so etwas wie die heimliche Operetten-Hauptstadt Europas. Zumindest was den kommerziellen Erfolg einiger Stücke betraf.
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"Im Norden der Stadt blühte im Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater die Operette jener Tage, nämlich diejenige, die heute klassisch genannt wird. Damals war sie neu. Das Publikum stürmte zuzeiten die Kasse", erinnert sich der Schriftsteller Max Halbe. Genau in dem Jahr, auf das sich der Schriftsteller bezog, feierte das Friedrich-Wilhelmstädtische Theater ein eindrucksvolles Jubiläum: Die 400. Aufführung der "Fledermaus", selbst Wien, das anerkannte Mekka der Operette, konnte da nicht mithalten.
Das Publikum stürmte zuzeiten die Kasse.
Der besondere Anlass verpflichtete: Natürlich war Komponist Johann Strauß Sohn extra angereist. Er hatte die Arbeit am "Zigeunerbaron" unterbrochen, um seine Fledermaus in einer umjubelten Berliner Festveranstaltung selbst zu dirigieren.
Dass Johann Strauß' "Fledermaus" heute die Operette aller Operetten ist, hat sie auch ein wenig Berlin zu verdanken. Denn die Wiener Uraufführung des Werks war nicht mehr als ein "Achtungserfolg". Erst ihre Übernahme in Berlin ist der Startschuss für einen fulminanten Siegeszug. Ob Budapest, New York, Sankt Petersburg oder Stockholm, kurz darauf flattert die "Fledermaus" in allen Musikzentren der Welt.