Seit 1959 ist Joseph Keilberth Bayerischer Generalmusikdirektor und damit in einer wichtigen Phase der Wiedereröffnung des Nationaltheaters verantwortlich für die musikalischen Belange der Bayerischen Staatsoper. Sein tragischer Tod mitten während einer Opernaufführung kommt völlig unerwartet.
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Es ist nicht irgendeine Oper – es ist eine Festspielaufführung von Richard Wagners "Tristan und Isolde". Es passiert um 19:45 Uhr nicht an irgendeiner Stelle. Es passiert im zweiten Aufzug, nach Tristans Worten: "So stürben wir, um ungetrennt ewig einig ohne End', ohn' Erwachen …".
Joseph Keilberth stürzt wie vom Blitz getroffen zu Boden und bleibt reglos liegen – kein Warnzeichen, kein Schwächeanfall. Die Einsätze waren präzise bis zur letzten Sekunde, so die Rezensentin der SZ. Das Orchester bricht jäh ab, ein paar Geigen spielen noch einige Sekunden weiter, danach Stille. Das Publikum in den ersten Reihen springt entsetzt auf, Konzertmeister Herbert Becker ruft als erster nach einem Arzt, dann fällt der Vorhang.
Keilberth wird in den Gang hinausgetragen, Ärzte aus dem Publikum stürzen hinaus, um ihre Hilfe anzubieten. Doch alle Wiederbelebungsversuche bleiben erfolglos. Die Vorstellung wird abgebrochen. Die Künstler, so verkündet Chefdramaturg Hermann Fries, seien so erschüttert, dass sie nicht in der Lage seien, unter einem Ersatzdirigenten weiterzusingen. Die Festspielgäste erheben sich wortlos und verlassen langsam den Zuschauerraum.
Ein paar Tage davor hatte Joseph Keilberth die Festspiele mit der "Salome" eröffnet. 16 Mal, fast an jedem zweiten Abend, hätte er während der Festspielwochen am Pult stehen sollen.
Einige Jahre vor seinem frühen Tod mit gerade mal 60 Jahren hatte Joseph Keilberth einmal den Wunsch geäußert, so von der Bühne abtreten zu können wie sein großes Vorbild, der Dirigentenkollege Felix Mottl. Auch der starb nach einem Zusammenbruch bei einer "Tristan"-Aufführung in München.
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