Dichter Nebel hängt über der Bucht des Rio de la Plata, der Flugverkehr nach Buenos Aires wird eingestellt. Der Musiker Amadeo Baldovino befindet sich gerade auf Südamerikatournee - im Gepäck: sein Cello. Aber es ist nicht irgendein Cello, sondern das "Mara" – ein Violoncello von Antonio Stradivari. Wegen der schlechten Wetterlage nimmt er ab Montevideo die ungeliebte Fähre, die völlig überbucht ist.
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Mitten in der Nacht weckte mich Geschrei.
Amadeo Baldovino denkt zunächst, es sei eine wilde Party von Südamerikanern, die ihn aufweckt hat. Tatsächlich sorgt das Schiff, mit dem er unterwegs ist, für Unruhe unter den Gästen. Die Fähre ist mit einem uralten Schiffswrack kollidiert. Panisch verlässt Baldovino seine Kabine, lässt alles zurück - nur Mara nimmt er mit, sein Stradivari-Cello. Mit dem sperrigen Koffer zwängt er sich durch die Gänge an Deck, wo Feuer inzwischen ausgebrochen ist. Er schlüpft in eine Schwimmweste, ergattert eine Rettungsleine und gleitet in eines der Boote. Das Cello? Das vergisst er in dem Moment.
Wir kamen in einer Mischung aus Trauer und Freude an Land!
Ein heißes Bad, trockene Kleidung, Essen, ein Bett – das braucht Baldovino jetzt. Das Cello hat er immer noch vergessen. Vierzehn Stunden schläft der Musiker. Und erst beim Aufwachen erinnert er sich an den Cellokasten. An Mara. Viel Zeit zum Trauern bleibt ihm aber nicht. "Es klopfte an meiner Zimmertüre. Man brachte mir die Zeitung", erinnert er sich. Die Schlagzeile lautet:
Das Stradivari wurde gerettet!
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