Angers in der Region Pays de la Loire. 26. Oktober 1934. Der Pianist und Komponist Jacques Loussier wird geboren. Die große Schwester lernt früh Klavier, doch erst mit zehn Jahren springt auch Jacques darauf an. Nach dem Besuch eines Tanzorchesterkonzerts beginnt er zu üben und landet schnell bei Johann Sebastian Bachs "Notenbüchlein für Anna Magdalena".
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Bach wird zur lebenslangen Faszination und – wenig später, als der Teenager Jacques Loussier am Pariser Konservatorium Student ist – zum Zentrum seiner Erfolgsgeschichte. An deren Beginn steht ein Malheur. Bei einem Wettbewerb verliert er während eines Bach Präludiums den Faden und: improvisiert. "Bach selbst hat die 'Kunst der Fuge' nur geschrieben, um aufzuzeigen, wie man über ein Thema improvisieren kann", äußert sich Loussier später zum Thema "Bach und die Improvisation".
Als der junge Pianist auch noch den swingenden Puls des Jazz, den er in den Pariser Clubs und auf den Platten des Modern Jazz Quartets kennengelernt hatte, mit der "Kunst der Fuge" kombiniert, landet er einen Coup, der ihm und seinem legendären Trio ab 1959 weltweiten Ruhm und millionenfache Plattenverkäufe bescheren.
Später verwendet er diesen Ansatz auch für Musik von Vivaldi, Händel, Beethoven, Chopin und Schumann, Debussy, Ravel und sogar Eric Satie. Und Jacques Loussier komponiert selbst: Musik für über 100 TV- und Kinofilme, eine symphonische Messe, ein Trompeten- und ein Violinkonzert und sogar eine Ballettmusik.
Mit nur wenigen Jahren Unterbrechung konzertierte Jacques Loussier, bis er 2011 einen Schlaganfall erlitt. Danach zog er sich von der Bühne zurück, und starb knapp acht Jahre später am 5. März 2019. Er hinterlässt, obwohl seine Genreverschmelzung auch viel kritisches Echo hervorrief, eine große Fangemeinde, die er mit seinem wohltemperierten Swing begeisterte – Kenner ebenso wie Neulinge im klassischen Fach. Privat hatte Jacques Loussier dabei Bach übrigens gerne auch im Original gespielt: "Natürlich, ja – mit viel Vergnügen!", bestätigt der Pianist. "Bach ist Bach!"
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Sendung: "Allegro" am 26. Oktober 2020 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK