Kurt Weill und Bertolt Brecht sind die Stars beim Festival "Berlin im Licht". Eine Woche lang präsentiert sich die Reichshauptstadt als zukunftsweisende Lichterstadt. Hierfür komponierte Weill seinen Licht-Song, Brecht schrieb den Text.
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Die Reichshauptstadt ist herausgeputzt wie eine Primadonna: Sie strahlt von den abertausenden Glühbirnen und Gaslaternen. Jedes Schaufenster wirkt im Dunkeln wie eine Theaterbühne, jedes Wahrzeichen der Stadt wird auch in der Nacht in gleißendes Licht getaucht. Die ersten Leuchtreklamen flimmern am Potsdamer Platz. Eine Woche lang steht die Stadt unter Hochspannung und feiert diesen Höhepunkt der Elektrifizierung mit Glanz und Pomp: "Berlin im Licht" nennt sich das Spektakel.
Für diese Liebeserklärung an die Zukunft der Steckdose schreibt Kurt Weill den passenden Song, Betolt Brecht steuert den glorifizierenden Text bei:
"Das ist kein lauschiges Plätzchen, das ist eine ziemliche Stadt,
damit man da alles gut sehen kann, da braucht man schon einige Watt.
Na wat denn, na wat denn, was ist das für ne Stadt denn?"
(Auszug aus dem Lied "Berlin im Licht" von Kurt Weill)
Die beiden sind zurzeit so etwas wie Everybody's Darling: Ihre Dreigroschenoper bestimmt seit Wochen das Stadtgespräch, keine Bar ohne Mackie Messers Song, kein Tanzlokal ohne Tango-Ballade.
Nicht einmal fünf Jahre später muss Kurt Weill in einer Nacht- und Nebelaktion Berlin für immer verlassen. Die braunen Machthaber vertreiben die einzige Berliner Lichtgestalt.
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