Die Altwagnerianer sind über Wielands Neu-Bayreuther Stil entsetzt. Doch mit diesem macht der Festspielchef Furore. Sein Geist ist rastlos, er selbst getrieben von neuen Ideen. Nur seine Gesundheit macht nicht mehr mit. Wieland bricht zusammen.
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Am Schluss ist er ein Getriebener: Zwischen seiner Geliebten, der Wagner-Sängerin Anja Silja, die er entdeckt und berühmt gemacht hat, und seiner Frau Gertrud kann er sich nicht entscheiden. Seinen Bruder Wolfgang Wagner, mit dem er sich die Leitung der Bayreuther Festspiele teilt, hält er für unfähig. Ihn bedrücken die Schulden für sein Haus auf Sylt. Und sicher auch die Schatten der Vergangenheit. Doch dazu äußert er sich nicht.
Da ich der Überzeugung bin, dass nur Chiffren und abstrakte Zeichen der modernen Kunst dazu geeignet sind, dem heutigen Publikum das Werk Wagners nahezubringen.
Die Altwagnerianer sind entsetzt, doch Wielands Neubayreuther Stil macht Furore. Als Festspielchef und gefeierter Gastregisseur ist er pausenlos auf Achse. Im Sommer 1966 soll Pierre Boulez sein mit Hochspannung erwartetes Bayreuth-Debüt geben, Wieland führt Regie. Während einer Probe fällt er in Ohnmacht. Anfang Juli wird er in ein Münchner Krankenhaus eingeliefert. Von der Diagnose Lungentumor erzählt er der Familie erst ganz zum Schluss, als er schon Blut spuckt. Drei Monate vor seinem 50. Geburtstag, am 17. Oktober frühmorgens um kurz nach vier, stirbt Wieland Wagner. Seine Frau und die Kinder sind bei ihm. Wielands Geliebte Anja Silja, die überstürzt aus Wien anreist, kommt eine Stunde zu spät.
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