An der Bayerischen Staatsoper singt die russische Sopranistin Ekaterina Siurina gerade die Partie der Adina in Gaetano Donizettis Oper "L'elisir d'amore". Premiere der Wiederaufnahme von David Böschs Inszenierung ist am 15. Februar. Im Interview spricht sie über ihr Studium, das von ihr bevorzugte Repertoire - und warum es für eine Opernsängerin schwer ist, ein normales Familienleben zu führen.
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BR-KLASSIK: Sie sind in Jekaterinburg geboren und in Swerdlowsk aufgewachsen, dort wurden Sie musikalisch ausgebildet. Trotzdem sind Sie dann nach Moskau gegangen, um ihr Studium zu vollenden. Wir erleben das oft, dass russische Künstlerinnen und Künstler aus großen Städten wie Nowosibirsk, Krasnojarsk oder Jekaterinburg doch alle zum Musikstudium nach Moskau oder Sankt Petersburg gehen. Warum?
Ekaterina Siurina: Es gibt dort mehr Möglichkeiten, das kulturelle Leben ist reichhaltiger. Moskau und Sankt Petersburg haben mit dem Bolschoi und dem Mariinskij-Theater die größten Opernhäuser des Landes. Das Unterrichtsangebot dort ist groß. Ich erinnere mich gern an mein Studium zurück, wir haben dort so viel gelernt. Es gab Kurse für Schauspiel, für Literatur, für Sprechen und Artikulation. Wir lernten die Bewegung auf der Bühne. Es gab Tanz, Ballett und auch historische Tänze. Für mich war das eine rundum tolle Ausbildung. Wir konnten uns über die Jahre langsam entwickeln. Man bekommt ja nicht eine einzige Stimme, an der sich dann nichts mehr tut. Wir waren beeinflußt von den großen Opernsängern um uns herum, haben uns über technische Dinge und über Klangfarben unterhalten. Man entwickelt ja seine eigene Haltung aus all dem, was man gesehen und erlebt hat. Deswegen wird man dann ja auch, wer man ist.
Gilda war meine erste Rolle überhaupt.
BR-KLASSIK: Wenn man ihr Repertoire anschaut, dann singen Sie sehr viel Belcanto, Mozart dazwischen, und immer wieder die Gilda aus Verdis "Rigoletto". Passt ihre Stimme da im Moment am besten hin?
Ich singe auch Verdi, aber da nur das lyrische Repertoire, Gilda vor allem. Sie ist meine Lieblingsrolle, ich sage immer: wie mein erster Kuss! Ich durfte sie ganz früh schon singen und hatte die Gelegenheit, in Moskau mit ihr zu debütieren, genau in der Produktion, in der der von uns allen so geliebte, fantastische Dima Hvorostovsky zum ersten Mal den Rigoletto gesungen hat! Das war absolut fantastisch! Zum ersten Mal in Moskau auf der Bühne, mit so tollen und erfahrenen Kollegen wie Hvorostovsky, die mich alle sehr unterstützt haben. Gilda ist für immer was Besonderes, sie war meine erste Rolle überhaupt.
Meine Familie verdoppelt für mich auf der Bühne die Emotionen.
BR-KLASSIK: Sie haben eine musikalische Familie, ihr Ehemann ist auch Opernsänger, Amerikaner, sie haben zusammen zwei Söhne. Also zwei Karrieren, die Sie unter einen Hut bringen müssen, die Familie, dann noch verschiedene Herkunftsländer und Wohnorte. Wie kriegen Sie das alles hin?
Ekaterina Siurina: Ja, stimmt, das ist wirklich sehr, SEHR kompliziert! Was mir gefällt daran: Wir russischen Frauen sind ja sehr emotional, und meine Familie verdoppelt für mich auf der Bühne die Emotionen. Und wir bekommen riesengroße Unterstützung durch unsere Verwandten und viele Freunde. Ich bin ja der Typ, der denkt, alles ist schlimm, wenn mein Tag heute schlimm war. Mein Mann ist da cooler, beruhigt mich und muntert mich auf, das Ziel am Ende des Weges nicht aus den Augen zu verlieren. Aber es ist trotzdem schwer. Wir leben in verschiedenen Städten, wir sehen uns manchmal monatelang nicht. Dann sehen wir uns zwei Tage, die sind sehr intensiv für die ganze Familie, aber sie können in zwei Tagen keine Normalität herstellen, sie können da nicht alles nachholen. Wir versuchen uns da einfach durchzuarbeiten…
Gaetano Donizetti:
"L'elisir d'amore"
Melodramma in zwei Akten
Bayerisches Staatsorchester
Leitung: Stefano Ranzani
Inszenierung: David Bösch
Adina: Ekaterina Siurina
Nemorino: Pavol Breslik
u.a.
Infos zu Terminen und Vorverkauf finden Sie auf der Homepage der Bayerischen Staatsoper.
Sendungen:
"Leporello" am 15. Februar 2018, 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK