Akustisch werde nicht automatisch viel gewonnen, sagt Karlheinz Müller über den geplanten Umbau der Münchner Philharmonie. Angesichts vieler Unwägbarkeiten befürchtet der Akustikexperte ein Debakel.
Bildquelle: Matthias Schönhofer/dpa
Die Entscheidung von Bayerns Ministerpräsident Seehofer und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter, die erst 30 Jahre alte Philharmonie in München umzubauen, hat die Kulturwelt in Aufruhr versetzt. Zahlreiche Künstler haben sich öffentlich gegen diese Pläne ausgesprochen, dazu wurde eine Online-Petition gestartet. Jetzt hat auch Karlheinz Müller in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur seine Bedenken geäußert: Es gebe beim "Bauen im Bestand" viele Unwägbarkeiten, so der der Akustikexperte.
Der Worst-Case würde eintreten, wenn man erst während des Umbaus merkt, dass es doch nicht ohne einen Totalabriss geht. (...) Dann explodieren die Kosten. Schlimmstenfalls bekommen wir eine Elbphilharmonie auf Raten.
Karlheinz Müller ist spezialisiert auf Bau- und Raumakustik und hat rund 40 Jahre für Müller-BBM gearbeitet. Die Ingenieurgesellschaft aus Planegg bei München zeichnet etwa für die Raumakustik des neuen Konzertsaals in Krakau, des Mariinsky II in St. Petersburg und der Felsenreitschule in Salzburg verantwortlich. Als "besten Mehrzwecksaal der Welt" sieht Müller die Münchner Philharmonie, die zu Unrecht schlecht geredet werde.
Groß besetzte Orchesterwerke kommen hervorragend zur Geltung. Bei Solisten- und Kammerorchestern kann die Akustik die Musiker und die Zuhörer schon mal im Stich lassen - wie bei allen großen Sälen mit über 2400 komfortablen Sitzplätzen.
Von dem Geld, das für den Umbau der Philharmonie, für Interimsspielstätten und für die Sanierung des Herkulessaales der Münchner Residenz nötig wäre, könne man "locker" einen neuen Saal bauen und später die Philharmonie angemessen sanieren, so Karlheinz Müller.