Andreas Martin Hofmeir, barfüßiger Tubist und Kabarettist, schreibt in seinem ersten Buch über das Leben mit der Tuba. Gespickt mit bayerischem Humor, irrwitzigen Geschichten und viel Selbstironie.
Bildquelle: Andreas Martin Hofmeir
Buchtipp: "Kein Aufwand"
Autobiografie des Tubisten Andreas Martin Hofmeir
Weil ihm das Lesen während der Orchesterproben zu langweilig geworden ist und man sich beim Schreiben nur zwischen Lyrik und Prosa entscheiden müsse, hat Andreas Martin Hofmeier sein Leben mit der Tuba kurzerhand aufgeschrieben. "Kein Aufwand", heißt sein erstes Buch. Und Hofmeir stellt gleich erst einmal selbstironisch klar: "Tubist wird man nicht aus hehren Gründen." Sondern, weil man "für ein anspruchsvolles Instrument einfach keinen Ehrgeiz hat".
Tubist wird man, weil man nicht üben will, aber trotzdem auf die Biermarken beim Volksfest spechtet.
Der Bayer mit dem blonden Pferdeschwanz, der immer barfuß auf der Bühne steht, hat einiges zu erzählen. Schließlich hat er nicht nur in der bayerischen Kult-Band La Brassbanda gespielt, er ist auch gefragter Tuba-Solist - und erfahrener Orchestermusiker, der seine Situation am tiefen Blech ganz realistisch einzuschätzen weiß.
In einer sagen wir mal Dvorák-Symphonie, Hausnummer Neun, da spielen die ersten Geigen ungefähr 20 000 Töne, die Tuba sieben. Die werden zwar wiederholt, also 14, aber da kommt’s schon auch nicht mehr drauf an. So. Das Interessante dabei ist nämlich, dass der Geiger und der Tubist dafür genau das gleiche Geld kriegen. Wenn man also jetzt das Pro-Ton-Einkommen berechnet, also mal angenommen bei einer Abendgage von 300 Euro, dann erhält der Geiger pro Ton 1,5 Cent, ich 21,43 Euro.
Andreas Martin Hofmeirs erstes Buch: "Kein Aufwand – Schrecklich wahre Geschichten aus meinem Leben mit der Tuba" | Bildquelle: btb In seiner, wie Hofmeir schreibt, "eigentlich vollkommen überflüssigen Autobiographie" nimmt der 37-jährige Tubist den Leser mit auf eine wilde Reise in seine Kindheit und Studienzeit. Dass er all seine Erfolge kleinredet und laufend ganz tief stapelt, ist der rote Faden dieser Erzählung. Tuba-Professor am Mozarteum sei er ja nur aus Jux geworden. Und außerdem: Wenn sie nicht im Bierzelt spielen müssen, jammern sie ganz gern, die Tubisten. "Keiner will uns hören, keiner schreibt für uns – und wenn, dann nur aus Versehen." Das erste vorzeigbare Solostück für Tuba von Hindemith aus dem Jahre 1955 existiere zum Beispiel nur, weil ein Komponist namens Hindemith vollmundig verkündet habe, er würde für jedes Instrument eine Sonate schreiben. Hofmeirs Fazit: "Seine Sonate für Tuba war also mehr das Produkt einer Angeberei (oder vielleicht auch einer Wette?) als eine missionarische Tätigkeit."
Ein unterhaltsames, fluffig formuliertes Büchlein ist Andreas Martin Hofmeirs Werk geworden - gespickt mit hübschen Illustrationen von Carl-Heinz Daxl, mit viel Selbstironie, irrwitzigen Geschichten und mit absurden Erkenntnissen über das Instrumenten-Schwergewicht. "Kein Aufwand" liest sich in einem Rutsch durch. Große musikwissenschaftliche Erkenntnisse dürfen Sie von diesem Buch jedoch nicht erwarten. Hofmeir schreibt wie er spricht: locker, pointiert und mit derbem bayrischen Humor – zum Beispiel von seinen Erlebnissen mit Tuba im Flugzeug:
Entnervte Handgepäckkontrolleurinnen fordern mich immer auf, die Tuba aufzugeben, denn was nicht durch den Scanner passt, darf auch nicht an Bord. Ich sage dann, dass ich für mein Handgepäck ja einen extra Sitz gebucht habe. Und wenn das nicht hilft (was meistens der Fall ist), dann kommt der Satz, auf den ich mich immer am meisten freue: Ich zeige auf den erstbesten Dicken und sage ganz laut, dass der ja auch ins Flugzeug darf, obwohl er nicht durch den Scanner passt. Dann werde ich immer ziemlich hastig weitergewunken.
Andreas Martin Hofmeir: "Kein Aufwand – Schrecklich wahre Geschichten aus meinem Leben mit der Tuba", erschienen bei btb, 14,99 Euro