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Buchtipp: Maria Peters –"Die Dirigentin" Eine kämpferische Frau

Die Niederländerin Antonia Brico dirigierte als erste Frau die Berliner Philharmoniker, doch ihr Weg zum Dirigentenpult war lang und steinig. 1902 wurde sie in Rotterdam geboren, doch die nach zähem Ringen erkämpfte Karriere verlief letztlich nicht so glanzvoll wie erwartet, und sie geriet in Vergessenheit. Die niederländische Drehbuchautorin und Regisseurin Maria Peters hat einen Film über Antonia Brico gedreht. Beeindruckt von dieser Biographie legte sie jetzt mit dem Roman "Die Dirigentin" nach.

Bildquelle: Atlantik Verlag

Buchtipp

"Die Dirigentin" von Maria Peters

Zitat aus dem Buch

"Ich kann nichts dagegen tun, die Herrentoilette der Konzerthalle zieht mich an wie ein Magnet. Sie befindet sich in einem der unteren Geschosse, direkt unter der Bühne. Es wäre wesentlich praktischer, wenn dort die Damentoilette wäre; aber in der hört man leider überhaupt nichts vom Konzert. This is the place to be."

Die Regisseurin und Autorin Maria Peters | Bildquelle: picture-alliance/dpa Hat einen Film über Antonia Brico gedreht und das Buch "Die Dirigentin" geschrieben: Maria Peters | Bildquelle: picture-alliance/dpa Der Roman beginnt mit dieser Schlüsselszene: Nur auf der Herrentoilette ist die akustische Verbindung zur Bühne wirklich gut. Die junge Willy arbeitet als Platzanweiserin im Konzerthaus und dort unten liest sie während des Konzertes Partituren mit und dirigiert mit einem Essstäbchen, das sie aus ihrer üblichen Take-away-Mahlzeit vom Lieblingschinesen zurückbehalten hat.

Damals im New York des Jahres 1926 kennt Willy noch nicht ihre wahre Identität. Als Wilhelmina Wolters, genannt Willy, ist sie als Adoptivkind in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, der Zieh-Vater ist Müllmann. Tagsüber arbeitet sie als Schreibkraft, abends als Platzanweiserin. Aber für Willy steht die Musik an erster Stelle. Unermüdlich übt sie auf einem alten Klavier, das ihr der Vater vom Sperrmüll überlassen hat.

Kurz und bündig

Dieses Buch wird lieben, wer …
... sich für das Thema Frau am Dirigentenpult interessiert.

Dieses Buch liest man am besten …
... hinter der Bühne.

Dieses Buch ist wie geschaffen für …
... alle Künstler, die einen schweren Weg haben.

Eine kämpferische Frau

Sie träumt davon, Dirigentin zu werden, aber noch nie durfte eine Frau in dieser Rolle auf der Bühne stehen. Eines Tages verliert sie ihren Job als Schreibkraft. Es kommt noch schlimmer: Als ihr Idol, der Niederländer Willem Mengelberg dirigiert, schleicht sie sich ins Parkett und setzt sich auf einem Klappstuhl in den Mittelgang. Das kostet sie ihren Job als Platzanweiserin und sie steht vor dem Nichts. Doch sie gibt sich kämpferisch, heuert in einem Jazzclub an.

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DIE DIRIGENTIN Trailer German Deutsch (2020) | Bildquelle: KinoCheck (via YouTube)

DIE DIRIGENTIN Trailer German Deutsch (2020)

Robin, der Bandleader wird ein enger Freund und sie verliebt sich in den Konzertmanager Frank. Beide haben auf Ihre Weise dazu beigetragen, dass sie Dirigentin werden konnte. Nachdem Willy die Wahrheit über ihre Herkunft erfährt, nimmt sie ihren ursprünglichen Namen Antonia Brico an. Ihr Weg ist hart, doch sie ist zäh und unbeirrbar. Ihre Entwicklung zur Dirigentin führt von New York, über die Niederlande nach Deutschland und wieder nach Amerika zurück.

Zitat aus dem Buch

„Ich bin mitten in der ersten Probe mit den Berliner Philharmonikern und hochkonzentriert. Daher bemerke ich erst jetzt, dass ein Schneider mit seinem Maßband an mir herummisst, während ich dirigiere.“

Die Dirigentin Antonia Brico, 1946 | Bildquelle: picture-alliance/dpa Am 14. November 1946 dirigierte Antonia Brico das London Philharmonic Orchestra. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Peters hat sich an historischen Daten orientiert und viel Detailwissen von Rex Brico verschafft, einem ehemaligen Journalisten und Cousin von Antonia. Aber zu viel Platz wird der fingierten Liebesgeschichte eingeräumt, was auf Kosten des Porträts der realen Dirigentin geht. Nach ihrer anfänglichen Karriere erlebte Antonia Brico Misserfolge, gerade weil sie eine Frau war. Ihr Geld musste sie später vor allem als Klavierlehrerin verdienen. Und insbesondere diese zentrale Problematik wird im Roman ausgeklammert. Dennoch ist es gut, dass Maria Peters mit ihrem Buch an diese außergewöhnliche Musikerin erinnert, zumal Dirigentinnen bis heute einen schweren Stand haben.

Informationen zum Buch

Maria Peters: "Die Dirigentin"
Aus dem Niederländischen übersetzt von Stefan Wieczorek.
Atlantik Verlag
336 Seiten
Preis: 22 Euro (gebundene Ausgabe)

Der Kinofilm startet am 24. September 2020

Sendung: "Allegro" am 9. September 2020 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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