BR-KLASSIK

Martin Geck hat sich in seinen Büchern bereits mit Komponisten wie Robert Schumann, Wolfgang Amadeus Mozart, und Ludwig van Beethoven beschäftigt. Im September 2017 legte der Musikforscher nun ein 500 Seiten starkes Werk - erneut über Beethoven - auf.

Wie sich einem Großen, einem Schöpfer, Genie annähern - also einem, der unsere Kultur wesentlich geprägt hat? Vor allem, wenn dieser Mensch lange vor unserer Zeit gelebt hat - es also eine gewisse Distanz zu dessen Empfinden und Denken zu überwinden gilt? Und darüber hinaus um diesen Mann Kult betrieben wurde?

Wissen ohne Anspruch auf Vollkommenheit

Der Musikforscher lässt viele andere Stimmen zu Wort kommen. Auf diese Weise zeigt er Verbindungen zwischen Beethoven und zum Beispiel Rousseau, Shakespeare, Glenn Gould, Bach, Thomas Mann, Hanns Eisler oder Gilles Deleuze auf.

Martin Geck zeigt in seinem Buch ein beeindruckend reiches Wissen, welches gut lesbar ausgebreitet wird. Um das Zentrum Beethoven herum spannt sich die Welt also weit auf: faszinierend, schillernd, unterschiedlich. Ohne den Anspruch auf Vollkommenheit. Denn Martin Geck will seine Leser zum Hören, zum selber denken und nachempfinden anregen. Zur Selbstverortung.

So schreibt er: "Wer in den großen Beethoven-Diskurs eintaucht, wird seiner eigenen Gefühls- und Gedankenströme als Beethoven-Hörer inne: Woher komme ich? Was bin ich? Wohin gehe ich?"

Beethovens Leben und Werk als geschlossene Einheit

Martin Geck trennt in seinem Buch nicht Leben und Werk, wie das ansonsten oft und gerne gemacht wird. Das heißt: Er beschreibt weder in formalen Partituranalysen die Noten. Noch zieht er einfache und billige Schlüsse vom Leben zum Werk. Ganz im Gegenteil ist der Autor ein Hinterfragender, der die Musik mitempfindet. Ihre Vitalität, ihre Schönheit, ihre Wut, ihr Bersten. Der das in historische Kontexte zu stellen vermag. Der Widersprüche bestehen lassen kann.

Für Martin Geck ist Beethoven der Größte. Er sagt, ihn fasziniere diese gewaltige Energie, mit der der Komponist seine Lebensimpulse in Musik zu gießen vermag. Und zugleich die Vorstellung, dass - wenn er die Musik höre - auch ein Stück von ihm selbst drin sei. So kommt Martin Geck Beethoven und seiner Musik nahe. Sehr nahe. Und er dringt in Tiefen und zu Erkenntnissen vor, zu denen andere nicht gelangen. So ist dieses Buch ein "Must have" für jeden Beethoven-Interessierten und -Kenner.

Infos zum Buch

Martin Geck
Beethoven
Der Schöpfer und sein Universum
509 Seiten
Preis: 26,00 Euro
erschienen beim Siedler Verlag

Sendung: "Allegro" am 25. Oktober 2017, 06.05 Uhr auf BR-KLASSIK