Wie sah Johann Sebastian Bachs Lebenswelt aus? Welche Menschen standen ihm nahe, welche Schriftstücke dokumentieren sein Leben und Arbeiten? Der Musikwissenschaftler Christoph Wolff hat einen opulenten Bildband herausgebracht, der Bachs Geschichte von seinen Anfängen in Eisenach bis zu seiner Zeit als Thomaskantor und Musikdirektor in Leipzig anschaulich macht.
Bildquelle: Bärenreiter Verlag
Der Buchtipp zum Anhören
Ja, Johann Sebastian Bach konnte auch witzig sein. Seine Kantate "Schweigt stille, plaudert nicht“, die sogenannte Kaffeekantate, ist ein Beleg dafür. In ihr fordert er auf humorvolle Weise sein Publikum im Leipziger Kaffee Zimmermann zur Ruhe auf, während die Musik spielt. Im Sommer 1734 wurde Bachs "Kaffeekantate" im Café Zimmermann von Bach selbst mit seinem Collegium Musicum aufgeführt.
Das Buch "Bach. Eine Lebensgeschichte in Bildern" zeigt sowohl den Autographen der Komposition als auch einen farbigen Stich der schönen Fassade des Leipziger Bürgerhauses. Und es bildet einen Artikel aus dem Großen vollständigen Universal-Lexikon von 1739 ab, in dem unter Collegium Musicum zu lesen ist: "Musicum Collegium ist eine Versammlung gewisser Musik-Verständiger, welche zu ihrer eigenen Übung, sowohl in der Vokal- als Instrumentalmusik unter Aufsicht eines gewissen Direktors zu gewissen Tagen und an gewissen Orten zusammen kommen und musikalische Stücke aufführen. Zu Leipzig ist vor allem anderen das Bachische Collegium Musicum berühmt."
Historische Abbildung im Buch "Bach. Eine Lebensgeschichte in Bildern": Thomasschulordnung 1723, Frontispiz und Titelblatt | Bildquelle: Bach-Archiv Leipzig
Aber auch ein paar Seiten anderer Autographen wie der "Matthäuspassion", des "Wohltemperierten Klaviers" oder des "Weihnachtsoratoriums" sind in dem Prachtband abgebildet; außerdem finden sich Auszüge aus dem Textbuch des "Weihnachtsoratoriums", das damals an die Hörer zum Mitlesen verkauft wurde.
Christoph Wolffs Lebensgeschichte Johann Sebastian Bachs in Bildern ist eine opulente und faszinierende Sammlung von Dokumenten, Abbildungen und Briefen, anhand derer die unmittelbare Lebenswelt Bachs anschaulich wird.
Die Leipziger Thomasschule, wo Bach unterrichtete, ist in einem Aquarell von Felix Mendelssohn-Bartholdy zu sehen. Ein besonderes Dokument stellt auch ein Huldigungsgedicht an Bach dar, entstanden anlässlich seines Orgelkonzerts in der Dresdner Sophienkirche.
Man sagt, dass wenn Orpheus die Laute sonst geschlagen, hat alle Tiere er in Wäldern zu sich bracht; Gewiss man muss dies mehr von unserm Bache sagen, weil er, so bald er spielt, ja alles staunend macht.
Fürstlicher Lustgarten in Weimar, aus: Martin Zeiller, Topographia Superioris Saxoniae, Thüringiae […], Frankfurt / Main 1650 | Bildquelle: Bach-Archiv Leipzig
Nicht minder besonders und sogar kurios: die Aktennotiz über die Inhaftierung Bachs vom 6. November bis zum 2. Dezember 1717 wegen "Halsstarriger Bezügung von zu erzwingender Dimission…". Bach hatte nämlich auf unrechtmäßige Weise versucht, seine Entlassung vom Weimarer Hof zu erzwingen, nachdem er zum Hofkapellmeister in Köthen ernannt worden war. Daraufhin wurde er arrestiert.
Das größtenteils farbige Bildmaterial dokumentiert Bachs Leben von den Anfängen in Eisenach und Lüneburg über die Organistenjahre in Arnstadt, Mühlhausen und Weimar, die Kapellmeisterzeit in Köthen und vor allem natürlich die Zeit als Thomaskantor und Musikdirektor in Leipzig. Kurze Einleitungen zu den verschiedenen Lebensabschnitten, ein Essay zu Fragen der Bach-Ikonographie sowie ein umfangreicher Quellen-Anhang ergänzen den aufwendig gestalteten Band, der für Bachfans eine ganz besondere Kostbarkeit sein dürfte – nicht nur des Preises wegen.
Bach. Eine Lebensgeschichte in Bildern
Bach-Dokumente, Band 9
Band/Reihe: Johann Sebastian Bach. Neue Ausgabe sämtlicher Werke.
Revidierte Edition. 469 Seiten
Herausgeber: Christoph Wolff
Preis: € 298,00
erschienen im Bärenreiter Verlag
Sendung: "Allegro" am 11. Januar 2018 ab 06.05 Uhr auf BR-KLASSIK