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Buch - "Richard Wagner in der zeitgenössischen Fotografie" Porträts und ihre Hintergründe

Zur Zeit von Richard Wagner steckte die Fotografie noch in den Kinderschuhen. Und doch gibt es 68 Fotos des Komponisten. Mit deren Hintergründen hat sich Gunther Braam beschäftigt. Ein Buch-Tipp von Annika Täuschel.

Buchcover "Richard Wagner in der zeitgenössischen Fotografie" | Bildquelle: ConBrio Verlag

Bildquelle: ConBrio Verlag

Stars im Selfie- und Instagram-Zeitalter - was kriegt man da nicht alles zu sehen. Wie sich wohl Richard Wagner 2015 fotografieren ließe? Mit Lederhose im Käfer-Zelt? Im Smoking auf dem roten Teppich der Opernfestspiele? Im Designer-Anzug auf der Veranda in Triebschen? Vielleicht weder noch, denn Wagner hatte – anders als man das bei seinem Ego vermuten würde – ein durchaus ambivalentes Verhältnis zur Fotografie.

Zitat aus "Richard Wagner in der zeitgenössischen Fotografie"

"Eine Photographie wäre wohl am geeignetsten, nun hätte ich keine sonderliche Lust, mir eine solche für mich anfertigen zu lassen. Ob Sie aber die Kosten davon tragen würden, muss ich doch auch bezweifeln. Theilen Sie mir, wenn ich bitten darf, daher gefälligst mit, ob Sie ein Musikstück mit – oder ohne Porträt wünschen." (Richard Wagner)

Dieses schrieb der Komponist 1853 eher genervt an den Redakteur der "Illustrierten Zeitung." Nach Selbstinszenierung klingt das nicht gerade. Und das ist eine der vielen interessanten Erkenntnisse aus Gunther Braams Bildband-Dokumentation: dass Wagner mit insgesamt 68 angefertigten Fotografien im 19. Jahrhundert wahrlich nicht die Speerspitze der medialen Eigenwerbung war, sondern sich eher im bescheidenen Mittelfeld gewegte. Für Wagner waren Fotos eher Mittel zum Zweck; die heute bekanntesten aus der Hanfstaengl-Serie von 1871 sollten eigentlich keine öffentlichen Bilder werden, sondern im Familienverbund bleiben und dem Maler Franz von Lenbach als Vorlage für Porträts dienen. DIE taugten Wagner mehr, denn da galt’s der Kunst der idealisierten Darstellung. Die Fotografie in ihren Anfängen war vielen dagegen nur bloßes Handwerk, angewandte Physik.

Gunther Braam zeigt und erklärt in seinem Foto-Katalog deutlich, wie sehr Wagner mit dem avantgardistischen Medium gerungen hat: Die Pose, die Kleidung, die Kopfbedeckung, der Bildausschnitt – nichts ist unüberlegt, und dennoch ist wahrlich nicht immer alles perfekt komponiert. Mal liegt ein Stück Teppich unbedacht am Boden, mal scheint die kahle Wand den kleinen Mann zu erdrücken, mal guckt Wagner unsicher, müde oder unentspannt. Was nimmt man mit aus dem Buch "Richard Wagner in der zeitgenössischen Fotografie"? Vieles über die Entstehungshintergründe, auch über die damalige Verwendung der Bilder, vieles über Wagners eigene Haltung dazu. Vor allem die Erkenntnis, dass UNSER Wagner-Bild nur EIN Wagner-Bild ist. Und: dass Richard Wagner zumindest beim "Knipsen" war wie wir - skeptisch und mit dem Ergebnis selten zufrieden.

Gunther Braam


"Richard Wagner in der zeitgenössischen Fotografie"

228 Seiten, 230 farbige Abbildungen
Hardcover
ISBN 978-3-940768-44-5
Preis: €39,90
Erschienen im ConBrio Verlag

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