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Zuzana Ruzickova zählt zu den faszinierendsten und eigenwilligsten Musikerinnen der Welt und ihre Biographie spiegelt die Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts. Sie wurde in eine sehr wohlhabende jüdische Kaufmannsfamilie im böhmischen Pilsen geboren, verliebte sich früh in die Musik Bachs und machte schließlich gegen die größten Widerstände Karriere als Cembalistin. Sie hatte eine sehr glückliche Kindheit, litt aber schwer an Tuberkulose, und konnte erst spät, mit neun Jahren, Klavier lernen. Es war ihr größter Wunsch nach der Krankheit, und den rang sie ihren Eltern ab.

"Als ich zum ersten Mal etwas von Bach spielen durfte, verliebte ich mich Hals über Kopf in seine Musik. Madame ließ mich eines der Präludien aus dem Wohltemperierten Klavier spielen, ein Stück, das ich noch nie zuvor gehört hatte, das mir aber von Anfang an völlig vertraut war." Zuzana Ruzickova fühlte sich schon seit früher Jugend in Bachs Musik zuhause, denn dort spürt man stets eine höhere Ordnung, wie sie sagt. Dass Madame Marie Provazniková-Saskovas sie als ihre Klavierschülerin annahm, sollte eines der ersten Wunder in ihrem Leben sein.

Mit Bachs Französischen Suiten nach Theresienstadt

Bald lernte sie, dass der Leipziger Thomaskantor nicht für das Klavier, sondern für Orgel oder Cembalo komponiert hatte. Da Zuzana lärmempfindlich war und ungeheizte Kirchen fürchtete, bevorzugte sie das zartere Cembalo. Nachdem sie Grammophonplatten mit der berühmten Cembalistin Wanda Landowska gehört hatte, plante sie, nach Beendigung ihrer Schulzeit in Frankreich bei ihr zu studieren.

Doch die Besetzung der (damals so genannten) Tschechei durch die Deutschen kam dazwischen. Im Januar 1942 wurde das jüdische Mädchen mit seinen Eltern ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Aber Bachs Französische Suiten nahm sie mit. Als Teenager überlebte Zuzana Ruzickova vier Konzentrationslager: Theresienstadt, Auschwitz, Hamburg-Neuengamme und Bergen-Belsen. 

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Bach Sonata BWV 1019 G Major Zuzana Růžičková harpsicord Josef Suk violin

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Durchbruch in München

Trotz vieler seelischer Verletzungen und grauenhafter Erlebnisse hat Zuzana Ruzickova durch 100 Wunder, wie sie meint, überlebt. 1945 kehrte sie mit ihrer Mutter nach Pilsen zurück, wo die bereits Totgeglaubten keineswegs willkommen waren. Doch gab ihr Bachs Musik erneut Kraft und Hoffnung, und sie konnte mit von der KZ-Arbeit geschundenen Händen schon bald wieder am Klavier und Cembalo üben.

Auch in den Folgejahren wurde ihr Leben als Künstlerin nicht selbstverständlich. Jetzt machte der Sozialismus ihr und ihrem Mann, dem tschechischen Komponisten Viktor Kalabis, das Dasein zur Hölle. Ihre Karriere begann in der CSSR, und der Durchbruch folgte in München 1956 beim ARD-Musikwettbewerb, auf einem damals noch exotischen Instrument, dem Cembalo. Sie gewann den zweiten Preis. Ein erster wurde damals nicht vergeben.

Beeindruckend und berührend

Zuzana Růžičková | Bildquelle: picture alliance / Petra Masova/CTK/dpa Diese Biographie entstand vor allem durch die Mitarbeit von Wendy Holden, einer ehemaligen Journalistin des Daily Telegraph. Ihr erzählte Zusanna Ruzickova in ihren letzten Lebenswochen in stundenlangen Gesprächen ihre Geschichte und machte ihr viele Quellen zugänglich. Wendy Holden nutzte viele Kontakte, auch zu den Machern des preisgekrönten Films "Zuzana: Music is Life" oder zu dem iranischen Cembalisten Mahan Esfahani. Er war Zuzanas letzter Schüler, der sich von Anfang an mit Leidenschaft und Enthusiasmus sowohl für den Film als auch für das Buch engagiert hat. Geschrieben ist das Buch aber aus der persönlichen Sicht von Zuzanna Ruzickova. Es ist beeindruckend und berührend, mit wieviel Humor sie ihr Leben bei all dem Grauenhaften, was ihr wiederfahren ist, reflektiert. Bach blieb bis zum Lebensende ihr Lebenselixier.

Sendung: "Leporello" am 6. November 2019 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK