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Album der Woche – Tabea Zimmermann: "Cantilena" Von Albéniz bis Piazzolla

Am 11. Mai 2020 sollte der Bratschistin Tabea Zimmermann der diesjährige Ernst von Siemens Musikpreis überreicht werden, im festlichen Rahmen im Münchner Prinzregententheater. Diese Preisverleihung musste Corona-bedingt abgesagt und auf das kommende Jahr verschoben werden, ebenso viele Konzerte, darunter eine im März geplante Tournee mit dem spanischen Pianisten Javier Perianes. Einen Teil des Programms haben Perianes und Tabea Zimmermann jedoch schon im Dezember aufgenommen. Nun wurde das Album veröffentlicht.

Bildquelle: Harmonia Mundi

Der CD-Tipp zum Anhören

Dass Singen befreiend wirken kann, konnten wir in diesem Frühling nicht nur mit Blick nach Italien erleben, wo sich die Menschen spontan auf den Balkonen zum Singen verabredeten, um die Stimmung in der durch das Corona-Virus bedingten Isolation zu heben. Mit der Bratsche zu singen und ihrem Instrument in verschiedensten Kammermusikkonstellationen damit eine starke und auch solistische Stimme zu verleihen, ist seit Jahren und unabhängig von Covid-19 Tabea Zimmermanns innigstes Anliegen und Bedürfnis. Viele Neukompositionen und Transkriptionen hat sie für ihr Instrument angeregt und zur Aufführung gebracht. Denn das Solo-Repertoire für Bratsche ist begrenzt.

Kurz und bündig

Dieses Album muss man haben, weil …
… alle Bratschenwitz-Klischees überholt werden.

Dieses Album lädt ein zum …
… Singen und immer Wiederhören.

Dieses Album führt bei Überdosis zu …
… mediterranem Fernweh.

Wunderschöne Kantilenen-Auswahl

Eigentlich hatten Tabea Zimmermann und Pianist Javier Perianes eine gemeinsame Tournee geplant, in der ihre kulturellen Hintergründe zusammentreffen sollten: ein "deutscher" erster Teil, eine "spanische" zweite Hälfte. Die Konzerte wurden abgesagt. Aber der spanische Teil ist zum Glück schon im Dezember auf CD aufgenommen worden. Stimmigerweise heißt das Programm "Cantilena". Piazzollas Grand Tango und ein spanisches Gegenstück von Albeniz rahmen die wunderschöne Kantilenen-Auswahl. Im Zentrum stehen Liedtranskriptionen von Manuel de Falla und Xavier Montsalvatge sowie Stücke von Heitor Villa-Lobos, Enrique Granados und Pablo Casals.

Musikalischer Brückenschlag

Die vier Instrumentallieder schrieb der Cellist Pablo Casals für sein Instrument. Tabea Zimmermann hat sie für Bratsche transkribiert, ebenso ein Lied von Montsalvatge. Singend und geschmeidig spürt sie den rhythmischen Finessen der spanischen und südamerikanischen Liedkultur nach und musiziert mit Javier Perianes auf Augenhöhe. Die Bratsche ist dabei im Wechselspiel mit dem Klavier mal Zupfinstrument, mal führende Vokalstimme. Die herausfordernde Gratwanderung zwischen frei inspiriertem Musizieren und perfektem Zusammenspiel meistern die Beiden ausgezeichnet. So gelingt dem Duo mit diesem bewegenden Album ganz natürlich der musikalische Brückenschlag über Kontinente und Zeiten hinweg.

Infos zur CD

"Cantilena"
Werke von Astor PiazzollaXavier MontsalvatgeManuel de FallaPablo CasalsEnrique Granados und Isaac Albéniz

Tabea Zimmermann (Bratsche)
Javier Perianes (Klavier)

Label: Harmonia Mundi

Sendung: "Piazza" am 06. Juni 2020, 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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