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Album der Woche – Akademie für alte Musik Berlin Bachs "Brandenburgische Konzerte"

Genau 300 Jahre sind sie alt: 1721 stellte Johann Sebastian Bach "sechs Konzerte mit mehreren Instrumenten" zusammen und widmete sie dem Markgrafen von Brandenburg. Inzwischen sind die "Brandenburgischen Konzerte" fester Bestandteil des Konzertrepertoires, auch an Einspielungen herrscht kein Mangel. Jetzt zum Jubiläum der Handschrift hat sich die Akademie für Alte Musik an eine weitere Neuaufnahme gewagt. Es ist bereits die zweite des Berliner Top-Ensembles, einige Musiker waren bereits vor knapp 25 Jahren dabei. Neu aber sind zwei Stars, die diesmal als Gäste mitgespielt haben.

Bildquelle: harmonia mundi

Den CD-Tipp anhören

Kein Stampfen, kein Drängeln, kein atemloses Hetzen. Stattdessen ein sanftes Pulsieren, ein warmes Dahinströmen. Fast wie Minimal Music klingt Bachs sechstes Brandenburgisches Konzert, wenn der Bratschist Antoine Tamestit zusammen mit der Akademie für Alte Musik spielt. Weich wie Wellen tauchen die Bratschen auf und wieder unter in diesem golden gefärbten Klangfluss.

Kurz und bündig

Dieses Album wird lieben, wer …
… an grauen Herbsttagen zwischendurch mal Sonnenschein tanken will

Dieses Album ist ein Hörgenuss, weil …
… hier überragende Technik, selbstverständliche Virtuosität auf Originalklang-Instrumenten und lebendige Musikalität zusammenkommen

Dieses Album lädt dazu ein, ...
… auch mal wieder die Partitur in die Hand zu nehmen und zu staunen, was Bach alles eingefallen ist

Jubiläumseinspielung mit Antoine Tamestit und Isabelle Faust

Mattgold schimmert auch Bachs Widmungsschreiben auf dem Jubiläums-CD-Cover. Darauf heben sich glänzendweiß die Namen der beiden Stars ab, die weit über die Barock-Szene hinaus strahlen – und sich hier doch perfekt einfügen, zum Teil eines größeren Ganzen werden: neben Antoine Tamestit auch die Geigerin Isabelle Faust. Virtuos führen beide im drittem Konzert die Streicher an, ohne zu dominieren – als Erste unter Gleichen. Dass ausgerechnet diese beiden als Solisten auf dem Cover stehen, ist alleine ihrer Prominenz geschuldet.

Ginge es rein ums Musikalische, müsste man dort mit gleichem Recht zum Beispiel den Namen Rupprecht Drees lesen, der im zweiten Konzert mit dem höllisch schweren Barocktrompeten-Part glänzt. Oder die Hornisten Erwin Wieringa und Miroslav Rovensky, die im ersten Konzert ein atemberaubendes Tempo vorlegen. Oder den Cembalisten Raphael Alpermann, der seine große Solokadenz im 5. Konzert wie eine spannungsvolle Rede anlegt, zwischendrin zögert, überlegt und seine Zuhörer gerade dadurch überzeugt.

Kollektiv aus Könnern

Die Akademie für Alte Musik ist ein Kollektiv aus Könnern. Ein Symbol dafür, welche Fortschritte die Originalklang-Szene in den letzten Jahrzehnten gemacht hat. Alles wirkt mühelos, natürlich, selbstverständlich. Dass die Aufnahme eine der schnellsten ist, merkt man allein am Sekundenvergleich. Trotzdem klingt sie nirgends gehetzt, gewollt oder überdreht, stattdessen lustvoll, locker und gelöst. Vielleicht ist manches auch einen Tick zu unbeschwert. Vielleicht hätte die Aufnahme noch den einen oder anderen Widerhaken vertragen. Provozierend neue Einsichten sollte man jedenfalls nicht erwarten, ungewöhnlich ist allenfalls die Besetzung des Continuos. Da verzichtet die Akademie mit guten Argumenten auf das tiefe Kontrabass-Register, was natürlich zur Luftigkeit und Leichtigkeit des Gesamtklangs beiträgt. Diese Frische und auch die souveräne Freiheit, die die Interpretation in jedem Takt atmet, machen einfach nur Freude. Und so löst sich die stirnrunzelnde Frage, ob es denn unbedingt eine weitere Aufnahme der Brandenburgischen Konzerte gebraucht hätte, rasch in ein Lächeln auf. Ja, die Barock-Spezialisten aus Berlin mussten diese neue Bach-CD wohl letztlich machen. Einfach, weil sie es können.

Infos zur CD

Johann Sebastian Bach
Brandenburg Concertos
Brandenburgische Konzerte BWV 1046 - 1051

Akademie für Alte Musik Berlin
Isabelle Faust, Violine
Antoine Tamestit, Viola

Label: harmonia mundi

Sendung: "Piazza" am 30. Oktober 2021 ab 8:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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