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Album der Woche – Marc-André Hamelin spielt Carl Philipp Emanuel Bach – Sonaten und Rondos

Er steht für selten gespieltes Repertoire und ist als Übervirtuose am Klavier bekannt: der kanadische Pianist Marc-André Hamelin. Viele bemerkenswerte und vielfach ausgezeichnete Aufnahmen von ihm liegen vor. Jetzt hat er die Tastenmusik von Carl Philipp Emanuel Bach für sich entdeckt und ein Doppelalbum mit ausgewählten Stücken des Bach-Sohns veröffentlicht.

Bildquelle: Hyperion

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Es hat lange gedauert, bis Carl Philipp Emanuel Bach, der zweitälteste Sohn Johann Sebastians, zumindest dem Namen nach wieder zu einer bekannten Größe im klassischen Musikleben wurde. Denn erst nach dem Zweiten Weltkrieg setzte eine entschlossene Wiederentdeckung ein: Noten wurden ediert, Lebenszeugnisse gesammelt und veröffentlicht, und zum 300. Geburtstag im Jahr 2014 kamen einige bemerkenswerte Aufnahmen auf den Markt.

Pionier und universeller Künstler

Sicher ist – und das unterstreichen seine Kompositionen für Tasteninstrumente: Carl Philipp Emanuel Bach war ein Pionier zwischen Barock und Klassik, ein hoch gebildeter und universeller Künstler, der die Techniken des Klavierspiels entscheidend vorangetrieben hat und nach wie vor mehr Aufmerksamkeit verdient.

Kurz und bündig

Dieses Album muss man haben, weil …
… einmal mehr klar wird, wie faszinierend CPE Bachs Klaviermusik ist.

Dieses Album ist ein Hörgenuss, weil …
… ein fulminanter Pianist eine packende Auswahl getroffen hat und diese fesselnd spielt.

Dieses Album hört man am besten, wenn …
… man gute Laune und einen Energieanschub braucht.

Von früh bis spät

Marc-André Hamelin hat für seine zwei CDs Sonaten, Rondos, Fantasien und Charakterstücke von Carl Philipp Emnanuel Bach ausgewählt. Ein kleiner Marsch in G-Dur markiert als Stück des wohl gerade mal Zehnjährigen den frühesten Entstehungszeitpunkt. Eine freie fis-Moll-Fantasie, komponiert ein Jahr vor Bachs Tod 1787, repräsentiert das Spätwerk.

Farbenreich und fein artikuliert

Hamelin spielt diese für verschiedene Tasteninstrumente komponierte Musik von Carl Philipp Emanuel Bach auf dem modernen Flügel. Er tut dies unglaublich farbenreich und fein artikuliert. Ein historisches Instrument vermisse ich hier nicht. Und die Tatsache, dass der versierte Cembalist Mahan Esfahani als Kollege das Booklet geschrieben hat, zeigt, dass Hamelin Interpretationsgeschichte reflektiert und sehr genau weiß, wo seine persönlichen Stärken liegen.

Nicht nur "der Sohn"

Schließlich hat Hamelins Zugang auf dem modernen Instrument auch seine Berechtigung. Es ist erwiesen, dass Bach seinen neuartigen, subjektiv empfundenen Stil anno dazumal am Klavier entwickelte, bevor er ihn auf das Orchester übertrug. So kann man nur staunen über den Kosmos an Formen und musikalischen Farben, den Marc-André Hamelin für uns Hörerinnen und Hörer offenlegt. Es bleibt der Wunsch: Mehr davon! Und die Erkenntnis: Nach mehr als 300 Jahren nach seiner Geburt, sollten wir Carl Philipp Emanuel nicht nur als "Sohn", sondern als eigenständige Komponistenpersönlichkeit wahrnehmen.

Infos zum Album

Carl Philipp Emanuel Bach:
Klaviersonaten und Rondos

Marc-André Hamelin (Klavier)

Label: Hyperion

Sendung: "Piazza" am 22. Januar 2022 ab 8:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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