Bekannt wurde er, als er 2018 bei der Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle spielte. Damals war der britische Cellist Sheku Kanneh-Mason 19 Jahre alt. Während es für Harry und Meghan gerade nicht so gut läuft, hat Kanneh-Mason eine erstaunliche Karriere gemacht. Nun hat er mit Sir Simon Rattle und dem London Symphony Orchestra ein Schlüsselwerk der Celloliteratur eingespielt: das Konzert von Edward Elgar.
Bildquelle: Decca
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In der Casting-Show "Britain's got Talent" trat er noch mit seiner Familie auf. Das war 2015, Sheku Kanneh-Mason war damals 16 Jahre alt. Die Kanneh-Masons traten als kleines Familienunternehmen auf. Sechs Geschwister hat Sheku, alle spielen zwei Instrumente, mindestens.
Mit sechs Jahren begann er mit dem Cellounterricht, mit neun wurde er ins Nachwuchsprogramm der Royal Academy in London aufgenommen. Seine beiden älteren Geschwister waren schon dort. Jeden Samstag stand Sehku Kanneh-Mason um 6 Uhr in der Früh auf, um gemeinsam mit Eltern und Geschwistern von Nottingham nach London zur Royal Academy zu fahren. Das Engagement hat sich gelohnt: 2016 gewann Sheku Kanneh-Mason den Wettbewerb BBC Young Musician oft he Year, als erster schwarzer Musiker übrigens. Sein Debüt-Album führte die britischen Klassik-Charts an. Und als er auf der Hochzeit von Prince Harry mit Meghan Merkle spielte, sahen ihm rund eine Milliarde Menschen zu.
Dieses Album wird lieben, wer ...
... den satten, sonoren Klang des Cellos liebt.
Dieses Album hat gefehlt, weil ...
... die Klassik-Welt großartige junge Musiker braucht.
Dieses Album ist ein Hörgenuss, weil ...
... Sheku Kanneh-Mason in Simon Rattle den idealen Begleiter hat – der ihn vor allzu dickem Klang bewahrt.
Seine Geschichte ist ungewöhnlich. Und das Auftreten des 20-jährigen, der auf dem Cover seiner neuen CD ganz natürlich Jeans und weiße Sneakers trägt, ist so erfrischend, dass die Gefahr naheliegt, ihn auf eine Art Poster Boy der Klassik zu reduzieren. Kumpelhaft wird er im Booklet immer nur bei seinem Vornamen Sheku genannt. Aber Kanneh-Mason ist viel mehr als nur ein sympathischer Junge mit einer tollen Geschichte. Er ist vor allem ein ausgezeichneter Cellist, der etwas zu sagen hat. Seine neue CD beweist das eindrucksvoll – zeigt aber auch, wie Klassik-Vermarktung heute funktioniert.
Das Cellokonzert von Elgar ist ein introvertiertes Stück in dunklem e-Moll und wunderbar melancholisch. Genau das richtige, um den schwelgerischen Klang des Instruments voll zu entfalten. Schon in den ersten Akkorden taucht Kanneh-Mason tief ein in den Klang, dunkel, satt und erdig. Kanneh-Mason kann wirklich singen auf dem Instrument, geht auf die Suche nach Farben und entdeckt subtile Zwischentöne. Dabei geht es ihm immer um den poetischen Gehalt dieser überwiegend ziemlich grüblerischen Musik. Effekthascherei oder Sentimentalitäten hat dieser erstaunlich reife Musiker nicht nötig.
Nicht ganz so geschmackssicher zeigt er sich bei der Zusammenstellung der übrigen Werke des Albums. Neben wunderbar schlichten Volksliedbearbeitungen gibt es auch eine Reihe von leicht überzuckerten Arrangements romantischer Cello-Preziosen. Ob man die berühmte Nimrod-Variation aus Elgars "Enigma Variations" oder Gabriel Faurés "Elegie" unbedingt mit sechs oder zehn Celli und im vibrato-gesättigten Vollfett-Sound einspielen muss, kann jeder für sich entscheiden. Wer ein Faible für gepflegten Kitsch hat, wird sich dran freuen. Verkehrt ist es nicht, unbedingt notwendig auch nicht. Aber das ist ja nicht die Hauptsache an dieser CD. Hörenswert ist sie in jedem Fall.
Edward Elgar:
Cellokonzert op.85
Romanze op. 62 für Cello & Streichquintett
Frank Bridge:
Spring Song für Cello & Streichquartett
Ernest Bloch:
Prelude
From Jewish Life
Gabriel Faure:
Elegie op. 24 für Cello & Celloensemble
Julius Klengel:
Hymnus op. 57 für 12 Celli
Traditionals:
Blow the Wind für Cello solo
Scarborough Fair für Cello & Gitarre
Sheku Kanneh-Mason (Cello)
Heath Quartet
London Symphony Orchestra
Leitung: Sir Simon Rattle
Label: Decca
Sendung: "Piazza" am 01. Februar 2020, 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK