Die große Geigerin Isabelle Faust beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit Bach. Ihre soeben bei Harmonia Mundi erschienene Neuaufnahme der Konzerte ist , wie zu erwarten war, ungemein zügig, extrem schlank, durchsichtig und kammermusikalisch musiziert. Diese Einspielung macht vor allem eines: Spaß und gute Laune – auf allerhöchstem musikalischen wie technischen Niveau.
Bildquelle: Harmonia Mundi
CD-Tipp 15.03.2019
Isabelle Faust spielt Violinkonzerte von Bach
Was für ein Kosmos. Die vier Violinkonzerte von Johann Sebastian Bach, nicht alle original, sondern zum Teil aus Fassungen für andere Instrumente rekonstruiert, die beiden Doppelkonzerte, Triosonaten, die Ouvertüre in a-Moll. Es sind knapp zweieinhalb Stunden Musik, die in allen Facetten und Besetzungen vor allem um Bach und die Violine kreisen. Und mit welcher Souveränität, Lebendigkeit, Artikulationsgenauigkeit und -fantasie, vor allem aber mit welcher Musizierfreude und Musikalität musizieren Isabelle Faust und die Akademie für Alte Musik Berlin diese wunderbaren Werke, die man eigentlich oft genug gehört hat – aber so gespielt gerne wiederhört.
Die große Geigerin, das weiß und hört man aufs Neue, beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit Bach. Sie hat die Solosonaten und -partiten wie auch gemeinsam mit Kristian Bezuidenhout die Sonaten für Violine und Cembalo ihrem Repertoire einverleibt und großartig eingespielt. Wer sie einmal live mit Bach erlebt hat, wird das nicht vergessen. Vor fast zwei Jahrzehnten, damals noch keine 30, legte Faust die Bach-Konzerte mit dem Bach-Collegium Stuttgart vor. Eine Neuaufnahme der Konzerte aber fehlte – bis heute.
Dieses Album lohnt sich, …
… weil Bachs Violinkonzerte einfach immer wieder unglaublich gute Musik sind und man sie selten so gut hört.
Dieses Album ist ein Hörgenuss, …
… weil eine fantastische Geigerin und eines der besten Ensembles für Alte Musik sich perfekt ergänzen.
Dieses Album hört man am besten, ...
... wenn das Leben gerade richtig traurig ist. Baut einen garantiert auf.
Ein romantischer Bach war von dieser Musikerin und in dieser Besetzung nicht zu erwarten. Er wird auch nicht geliefert. Das ist alles ungemein zügig, extrem schlank, durchsichtig und kammermusikalisch, oft tänzerisch und natürlich mit sparsamstem Vibrato musiziert. Und manchmal – etwa im ersten Satz des d-Moll-Konzertes oder auch im langsamen des E-Dur-Konzertes – geht Isabelle Faust an die Grenze zum kaum Hörbaren, fast Tonlosen zurück. Aber damit wie auch mit den sehr schnellen Tempi gleitet die Aufnahme nie ins Manieristische ab, sie bleibt immer ganz nah bei Bach. Hier wird nicht um der Schnelligkeit willen gerast. Stets geht es um strukturierte Sinngebung, um klare Phrasierung und Artikulation. Diese Einspielung macht vor allem eines: Spaß und gute Laune – auf allerhöchstem musikalischen wie technischen Niveau.
Dabei bleibt Isabelle Faust stets eine Art Prima inter pares. Nie steht die Solovioline im Vordergrund, quasi im grellen Scheinwerferlicht. Die Akademie für Alte Musik, vor allem Xenia Loeffler mit ihrem traumhaften Oboenspiel, sind immer Partner, werden nie zur bloßen Begleit-Combo. Das betonen auch die wunderbar musizierten, eingestreuten Sinfonien zu diversen Kantaten. Ein Bach-Album, das keine Wünsche offenlässt, allenfalls für eingefleischte Romantiker.
Johann Sebastian Bach:
Violinkonzerte
Sinfonien
Trio-Sonaten
Ouvertüre BWV 1067
Isabelle Faust, Violine
Xenia Loeffler, Oboe
Akademie für Alte Musik Berlin
Label: harmonia mundi
Sendung: "Piazza" am 30. März 2019, 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK