Nachdem der Pianist Leif Ove Andsnes zusammen mit dem Mahler Chamber Orchestra schon vor einigen Jahren alle fünf Klavierkonzerte und die Chorfantasie von Beethoven in einer beeindruckenden Gesamteinspielung vorgelegt hat, widmet sich der Norweger nun einem außerordentlich reichen Werkausschnitt von Mozart: "Mozart Momentum 1785" heißt das aktuelle Doppelalbum, dem im Frühjahr 2022 mit "Momentum 1786" eine weitere Publikation folgen soll.
Bildquelle: Sony Classical
Der CD-Tipp zum Anhören
Wir alle erleben das immer wieder: Veränderungen in den Lebens- und Arbeitsbedingungen können ganz unterschiedliche Folgen mit sich bringen. Manche sind erst einmal ausgebremst im kreativen Tun, andere erleben einen ungeahnten Output. Für Mozart - wenig überraschend - trifft letzteres zu mit Blick auf die Jahre 1785/1786. Spannungsgeladener wird in seinen Klavierkonzerten das Wechselspiel zwischen Solist und Orchester, erstmals kommen zwei Klarinetten hinzu, klanglich innovativ ausgereizt werden die Möglichkeiten des Klaviers.
Vorangegangen war Mozarts Umzug nach Wien, sein freiberuflicher Status, seine finanzielle Unabhängigkeit und seine wachsende Beliebtheit als Pianist. Nachdem Mozart zum eigenen Vortrag allein im Jahr 1784 sechs Klavierkonzerte komponiert hatte, folgte im Februar des Folgejahres sein d-Moll-Klavierkonzert; und damit: eine neue Etappe, eine Zäsur. Schon wie der Pianist hier ins Geschehen tritt, war neu: statt das vom Orchester bereits vorgestellte Material aufzugreifen, beschwichtigt das Klavier das aufgewühlte Geschehen
Dieses Album wird lieben, wer …
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Neben dem beliebten Klavierkonzert Nr.20 in d-Moll entstehen in diesem Jahr noch die Konzerte Nr.21 in C-Dur und Nr.22 in Es-Dur. Auf dem Doppelalbum kombiniert Leif Ove Andsnes diese Werke mit dem Klavierquartett in g-Moll, der recht düsteren c-Moll-Klavierfantasie und der Mauererischen Trauermusik. Durch diese Auswahl werden das breite Spektrum und der beeindruckende Einfallsreichtum Mozarts in diesem Jahr 1785 unmittelbar erleb- und nachvollziehbar.
Leif Ove Andsnes hat mit den wunderbaren Musikerinnen und Musikern des Mahler Chamber Orchestra ein sehr agiles und einfühlsames Ensemble um sich versammelt, das auf Augenhöhe mit dem Solisten interagiert und düstere wie revolutionär aufbegehrende Klänge mitgestaltet. So folgt man gebannt einer Mozart-Momentaufnahme, die ganz uneitel scheinbar allzu Bekanntes neu entdecken lässt. Andsnes spielt mit äußerst farbenreichem Ton, er artikuliert und phrasiert immer mit Blick auf größere Linien und Zusammenhänge und erschließt die Konzerte spielend und dirigierend vom modernen Konzertflügel aus. Nur wenige Verlangsamungen gönnt er sich, im Unterschied zu vielen anderen Pianistenkollegen. Straight forward, aber mit Tiefgang – das ist eine Devise, der sich Andsnes mit dem Mahler Chamber Orchestra verschrieben hat. Für mich steht jetzt schon fest: Das ist eine bewegend musizierte und faszinierende Referenzaufnahme, ein Highlight nicht nur für Mozart-Fans. Wir dürfen uns auf den zweiten Teil des Aufnahmeprojekts freuen!
Wolfgang Amadeus Mozart:
Klavierkonzert Nr. 20 d-Moll KV 466
Klavierkonzert Nr. 21 C-Dur KV 467
Klavierkonzert Nr. 22 Es-Dur KV 482
Klavierquartett g-Moll KV 478
Fantasie c-Moll KV 475
Mauererische Trauermusik c-Moll KV 477
Mahler Chamber Orchestra
Klavier und Leitung: Leif Ove Andsnes
Label: Sony Classical
Sendung: "Piazza" am 19. Juni 2021 um 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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