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Album der Woche – Sokolov at Esterházy Palace Klaviermusik von Haydn und Schubert

Er gilt als einer der besten Pianisten, als "Maestro des Klaviers", ja als Kultfigur: Grigory Sokolov. Auf seiner neuen Live-Aufnahme spielt der 72-Jährige drei Sonaten von Haydn und Impromptus von Schubert. Auch die bei ihm üblichen sechs Zugaben sind auf dem Doppelalbum mit dabei, darüber hinaus noch eine Blu-Ray, die den Abend im prunkvollen Haydn-Saal von Schloss Esterházy in Eisenstadt im Bild zeigt.

Bildquelle: Deutsche Grammophon

Der CD-Tipp zum Anhören

Die Klassikfans wissen es: Er ist ein eigenwilliger Musiker, lehnt Studioaufnahmen, diverse Vermarktungsstrategien und Wirbel um seine Person herum ab. Dennoch ist Grigory Sokolov mit seinen mittlerweile 72 Jahren ein Klassik-Star, eine Kultfigur. Das mag möglicherweise auch mit dieser bemerkenswert zeitenthobenen und konsequenten Widerborstigkeit zu tun haben. Dass dieser Pianist aber vor allem phänomenal sein Handwerk versteht, also außergewöhnlich Klavierspielen kann, beweist erneut sein aktuelles Doppelalbum. Es ist das bereits vierte Soloalbum, das die Deutsche Grammophon als Live-Aufnahme publiziert. Dieses Mal als Aufzeichnung eines Klavierabends, den Sokolov im August 2018 im legendären Haydn-Saal von Schloss Esterházy in Eisenstadt gegeben hat. Daher auch der Albumtitel "Grigory Sokolov at Esterházy Palace".

Kurz und bündig

Dieses Album wird lieben, ...
... wer die Klaviermusik von Haydn und Schubert liebt.

Dieses Album lohnt sich, ...
... weil ein außergewöhnlicher Pianist mit Klängen zaubert.

Dieses Album lädt ein ...
... zum Immer-Wieder-Hören.

Sokolovs obligatorische Zugaben

Zu hören sind drei Moll-Sonaten von Joseph Haydn, außerdem die zweite Sammlung der Impromptus von Franz Schubert und die sechs Zugaben, die bei keinem Sokolov-Recital fehlen dürfen. Sokolov spielt im geschichtsträchtigen Konzertsaal von Schloss Esterházy, in dem Haydn selbst regelmäßig musiziert und konzertiert haben dürfte. Der Raum ist ein mit prächtigen Gemälden geschmücktes Rokoko-Juwel, drei Stockwerke hoch und berühmt für seine gute Akustik. Diese Atmosphäre mag inspirierend gewesen sein. Jedenfalls folgt man gebannt Sokolovs kontrastreichem Haydn-Spiel. Er lotet mit großer Detailfreude die Stimmungen dieser Musik aus. Auch wenn alle drei Sonaten in Moll-Tonarten geschrieben sind, stellt Sokolov auch die humorvollen und unglaublich erfrischenden Passagen dieser Musik heraus.

Sokolov, ein musikalischer Geschichtenerzähler

Sokolov spielt auf dem für ihn eingerichteten Steinway, kontrolliert präzise seinen Pedaleinsatz und stellt Haydns Erfindungsreichtum unglaublich gekonnt heraus. Sein Anschlag scheint ein wenig weicher und weniger manieriert geworden zu sein. Und dennoch: Er bringt die Dramaturgie dieser Musik auf den Punkt. Das gilt auch für die vier Schubert-Impromptus im zweiten Teil des Konzerts.

Sokolovs Tongebung wird hier "romantischer", sie bleibt mit mehr Volumen dennoch stets transparent. Und zuhörend erliegt man einmal mehr seinem faszinierenden Können, Klangfarben äußerst differenziert zu gestalten und so zu dosieren, dass Schattierungen den Reichtum der Musik nachvollziehen lassen. So ist dieser Konzertabend mit allen mitzuerlebenden Publikumsgeräuschen und winzigen Patzern ein wunderbar lebendiges Dokument, das Sokolov einmal mehr als intensiven musikalischen Geschichtenerzähler präsentiert.

Infos zum Album

Grigory Sokolov at Esterházy Palace

Joseph Haydn:
Klaviersonaten Nr. 32, 36, 44
Franz Schubert:
Impromptus D. 935 Nr. 1-4
Zugaben: Franz Schubert: Impromptu D. 899 Nr. 4; Ungarische Melodie D. 817; Jean-Philippe Rameau: Le Rappel des Oiseaux; Frederic Chopin: Prelude Nr. 15 "Regentropfen"; Claude Debussy: Des pas sur la neige; Alexander Griboyedov: Walzer e-Moll

Grigory Sokolov, Klavier

Label: Deutsche Grammophon (2 CDs + Blu-Ray Video)

Sendung: "Piazza" am 14. Mai 2022 ab 8:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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