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CD der Woche - "Abbado Rediscovered" Schubert mit den Wiener Philharmonikern

Er war kein Pulttyrann, sondern einer, der sich ganz in den Dienst der Musik gestellt hat: Vor fünf Jahren ist Claudio Abbado gestorben. Die Erinnerung an ihn ist nach wie vor lebendig. Mehr noch als die Berliner haben ihn die Wiener Philharmoniker geliebt – zwischen 1965 und 1997 hat Abbado in Wien über 500 Opern- und Konzertaufführungen geleitet. In den Archiven des Österreichischen Rundfunks schlummerte bislang ein Konzertmitschnitt von 1971: Da dirigierte der 37-jährige Abbado im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins zwei Symphonien von Franz Schubert.

Bildquelle: Deutsche Grammophon

Der CD-Tipp zum Anhören

Italienisch leicht, spritzig und "con brio": So hört sich Claudio Abbados Wiener Schubert 1971 an. Allerdings ist Franz Schuberts frühe Fünfte Symphonie auch ein eher unbeschwertes Stück. Eine Mozart-Hommage voller Charme und Anmut – das Menuett steht sogar in derselben Tonart wie Schuberts Vorbild, Mozarts Große g-Moll-Symphonie.

Ansteckende Musizierfreude

1971 steckt die historische Aufführungspraxis noch in den Kinderschuhen. Aber die Wiener Philharmoniker überzeugen schon damals durch ihre ansteckende Musizierfreude. Abgründe tun sich in Schuberts Fünfter allenfalls im langsamen Satz auf – da kündigt sich bereits der eigene Ton an, der "typische" Schubert.

Video: Abbado in Wien

Unsentimental und schlicht

Mit dem Spaß ist es dann endgültig vorbei in der "Unvollendeten". Schuberts Weltschmerz klingt bei Abbado ganz unsentimental und schlicht. Und die unendlichen Melodien Schuberts blühen im samtigen Wiener Streicher- und Holzbläserklang wunderbar auf.

Grandioser Torso

Heurigenseligkeit und Todesahnung liegen in Schuberts "Unvollendeter" nah beieinander. Erstmals verwendete Schubert hier Posaunen, um die Dramatik zuzuspitzen – das klingt streckenweise schon so, als hätte es Anton Bruckner komponiert. Mit den Wiener Philharmonikern lotet Abbado die heftigen Kontraste in diesem grandiosen Torso packend aus.

Erinnerung an einen besonderen Künstler

Schubert zwischen Mozart und Bruckner: Claudio Abbados Interpretation hat tragische Größe und visionäre Kraft. Und die erzielt er nicht durch Effekte, sondern indem er dem ruhigen Fluss der Musik Schuberts folgt. Natürlichkeit, Klarheit, Innigkeit – das machte Abbados Musizieren aus. Und so ist diese CD mit gehobenen Archivschätzen eine schöne Erinnerung an einen besonderen Künstler und Menschen.

"Abbado Rediscovered"

Franz Schubert:
Symphonie Nr. 7 h-Moll D 759 "Unvollendete"
Symphonie Nr. 5 B-Dur D 485

(Konzertmitschnitt von 1971)

Wiener Philharmoniker
Leitung: Claudio Abbado

Label: Deutsche Grammophon

Sendung: "Piazza" am 12. Januar 2019, 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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