Manchmal muss der Zufall helfen, wenn verloren geglaubte Schätze der Alten Musik wiederentdeckt werden. So war es auch bei Thomas Fritzsch und den von ihm entdeckten unbekannten Gamben-Stücken von Carl Friedrich Abel.
Bildquelle: Coviello Classics
Die Kostprobe vom 3. Juli 2016
Gamben-Raritäten von Carl Friedrich Abel
Immer auf der Suche nach in Vergessenheit geratenen Schätzen arbeiten sich viele Interpreten der Alten Musik als Musik-Forscher unermüdlich durch Bibliotheken und Nachlässe – und oft kommt auch der Zufall zur Hilfe. Hier war es ein französischer Musikwissenschaftler, der den Gambisten Thomas Fritzsch auf die Ledenburg-Sammlung aufmerksam machte. Die Mitte des 18. Jahrhunderts auf Schloss Ledenburg im Osnabrücker Land aufgewachsene Dichterin Eleonore von Grothaus besaß viele Stücke für die Viola da Gamba, welche sie vermutlich selber spielte. Bei der Durchsicht dieser privaten Notensammlung stieß Fritzsch zunächst auf einen wahrhaft überwältigenden Fund: Telemanns verloren geglaubten 12 Fantasien für Gambe solo. Mit dieser Sensation veröffentliche Fritzsch vor kurzem eine Einspielung. Nun präsentiert uns eine zweite CD bislang unbekannte Gamben-Sonaten und -Trios von Carl Friedrich Abel.
Thomas Fritzsch nutzt die feinen Nuancierungsmöglichkeiten dieser Stücke und setzt sein Instrument ins beste Licht. Kein Wunder, denn der Frühklassiker Abel wurde in einem Nachruf als vermutlich letzter großer Gambenspieler bezeichnet und kannte die Möglichkeiten, die in diesem Instrument verborgen liegen, ganz genau. Dabei setzt er weniger auf virtuoses Blendwerk, als auf fein ausbalancierte Klänge bei gleichzeitig hohem musikalischen Anspruch. Bestens aufeinander eingespielt zeigen uns hier auf zeitgenössischen Originalinstrumenten neben Thomas Fritzsch Michael Schönheit, Pianoforte, Eva Salonen, Violine und Katharina Holzhey, Cello, einen Zusammenklang, der so ganz anders ist, als der homogene Sound z.B. eines Streichquartetts, das sich einige Zeit später zur eigenen Gattung entwickelten sollte. Gerade auch in den Trios kann man schön nachvollziehen, wie sich der seidige Ton der Gambe deutlich von Violine und der ungleichen Schwester Cello abhebt und sich dennoch eine verblüffend schlüssige Klangmischung ergibt.
Mit Abels Werken lässt Thomas Fritzsch uns nachvollziehen, warum die Gambe lange Zeit so hoch im Kurs stand: Ihr biegsamer Obertonreichtum passt einfach perfekt zum Ausdrucksspektrum des Empfindsamen Stils, das Klangideal der musikalischen Romantik war noch nicht einmal ein Silberstreif am fernen Horizont. Diese klanglichen Kostbarkeiten nicht nur dem Vergessen zu entreißen, sondern auch, unsere Ohren dafür wieder zu öffnen, dass leistet diese CD genauso bereichernd wie überzeugend.
Viola da Gamba Sonatas & Trio
Carl Friedrich Abel
Thomas Fritzsch, Miochael Schönheit, Eva Salonen, Katharina Holzhe
Label: Coviello Classics