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CD - Alexander Liebreich dirigiert Werke von Karol Szymanowski und Witold Lutosławski

Karol Szymanowski schrieb seine zweite Symphonie wenige Jahre vor Ausbruch des ersten Weltkriegs. Der Einfluss der musikalischen Jahrhundertwende, von Komponisten wie Alexander Skrjabin und vor allem Richard Strauss ist kaum zu überhören, und in einer großen Fuge lässt auch Max Reger grüßen.

Bildquelle: accentus music

CD Tipp 18.03.2016

Alexander Liebreich dirigiert Szymanowski und Lutoslawski

Der polnische Komponist schuf in seiner Zweiten eine spätromantische, in allen Farben schillernde Musik. Jene charakteristische, eigenständige Harmonik, die seine späteren Werke wie die Violinkonzerte, die dritte Symphonie mit dem Titel "Lied der Nacht" oder die Oper "König Roger" prägten, kündigt sich hier nur verhalten an. Auch die volksmusikalischen Einflüsse, die für Szymanowski in späteren Jahren so wichtig werden sollten, spielen hier noch keine Rolle.

Plädoyer für Szymanowskis Symphonie

Epigonal oder schwach klingt Szymanowskis halbstündige Zweite deshalb keineswegs, sie ist vielmehr ein ausgezeichnetes, präzise durchgearbeitetes Stück Musik, dem nur eine ebensolche Orchesterleistung gerecht wird. Und die bietet das Polish National Radio Symphony Orchestra unter seinem Chefdirigenten Alexander Liebreich. Der Aufnahme gelingt es bei aller unmittelbaren Emotionalität, den immer wieder massiven Orchestersatz durchhörbar und transparent zu machen. Liebreich und sein Orchester liefern ein überzeugendes Plädoyer für diese in Westeuropa viel zu selten gespielte Symphonie.

Lutosławski als bedeutender Komponist nach 1045

Witold Lutosławskis "Livre pour orchestre", ein halbes Jahrhundert nach Szymanowskis Zweiter im Jahr 1968 komponiert, ist fraglos ein Meisterwerk der Musik nach 1945. Komplexe Konstruktion verschmilzt hier mit freien, aleatorischen Momenten, überbordende Expressivität mit überwältigendem Klangsinn. Dass Lutosławski zu den bedeutendsten Komponisten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gehört, dokumentiert jedenfalls auch dieses Werk eindrucksvoll.

Ganz anders klingt die zehn Jahre zuvor, 1958 vollendete "Musique funèbre à la mémoire de Béla Bartók". Die Trauermusik, mit der Lutosławski sich von allen volksmusikalischen Einflüssen seiner frühen Jahre emanzipierte, verrät mit jedem Ton, wie sehr ihn der 1945 in New York gestorbene Kollege faszinierte. In den Ecksätzen schimmert insbesondere Bartóks "Musik für Saiteninstrumente", ein Schlüsselwerk der Moderne, als Vorbild und Bezugspunkt durch. Liebreich und sein polnisches Orchester realisieren beide Lutosławski-Kompositionen mit beeindruckender Präzision und klarem Bewusstsein für Strukturen und Klangbalance. Die Aufnahme demonstriert aufs Neue, weshalb dieses Orchester als das Beste seines Heimatlandes gilt.

Alexander Liebreich dirigiert

Karol Szymanowski:
Symphonie Nr. 2 B-Dur op. 19
Witold Lutosławski:
"Livre pour Orchester"
"Musique funèbre à la mémoire de Béla Bartók"
Polish National Radio Symphony Orchestra
Leitung: Alexander Liebreich
Label: accentus music

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