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CD - Teatro alla Moda Amandine Beyer spielt Vivaldi

Der Name Amandine Beyer ist für viele, die Barockmusik lieben, ein fester Begriff. Die Französin aus Aix-en-Provence hat schon lange ein Faible für die Musik von Vivaldi, Locatelli, Bach und Co. Gelernt hat sie das in Paris, vor allem aber beim Studium in Basel. Und natürlich beim Musizieren. Zusammen mit ihrem Kammerorchester Gli Incogniti begeistert Amandine Beyer im Konzert und auf CD. Nach dem Erfolg ihrer "Vier Jahreszeiten" wartet die Geigerin nun mit einem weiteren Vivaldi-Album auf.

CD-Cover Amandine Beyer spielt Vivaldi | Bildquelle: Harmonia Mundi

Bildquelle: Harmonia Mundi

Der CD-Tipp zum Nachhören

"Gegen Ende spielte Vivaldi eine Fantasie, die mich recht erschreckt, denn dergleichen ohnmöglich so jehmals ist gespielet worden, noch kann gespiehlet werden, denn er kahm mit den Fingern nur einen Strohalm breit an den Steg, daß der Bogen keinen Platz hatte, und das mit einer Geschwindigkeit, die unglaublich ist."

Antonio Vivaldi, der Stargeiger

So haben ihn die Zeitgenossen gesehen, auch wenn er mehr war: Pädagoge, Komponist, Theatermann. 94 Opern hat Antonio Vivaldi geschrieben, manche davon mit beachtlichem Erfolg; doch regelmäßig ausgeflippt sind die Leute, wenn der Venezianer zur Geige griff und seine neuesten Stücke vortrug. Antonio Vivaldi konnte geigen wie der Teufel, entsprechend krass sind seine Violinkonzerte: hochvirtuos, voller Verve und Bravour. Zum Teil so extrem, dass man damals feixte: "Der Virtuose stutze vor allem ordentlich seinen Bart und kämme seine Perücke, er achte nicht auf die Artikulation seines Bogenstrichs, sondern auf den vollendeten Sitz seines Ärmels …"

Wer Vivaldis Konzerte spielen will, muss allerdings mehr können, als schnell, hoch und brillant zu geigen. Gerade in den langsamen Sätzen, die oft nur rudimentär und mit einigen Skizzen überliefert sind, gilt es, Melodie und Verzierungen überhaupt erst zu gestalten. Nicht umsonst heißen einige davon: Fantasie. Die französische Barockgeigerin Amandine Beyer besitzt von all dem Geforderten genug. Ihre Technik ist brillant, ihre stilistische Kompetenz ausgezeichnet, ihr Fingerspitzengefühl – auf dem Griffbrett und geschmacklich – perfekt ausgeprägt.

Ein großes barockes Musikfest

Zehn Violinkonzerte und Konzert-Fragmente von Vivaldi hat Amandine Beyer zusammen mit ihrem Ensemble Gli Incogniti auf ihrer neuen CD "Teatro alla Moda" eingespielt, und sich dabei eine musikalische Dramaturgie wie bei einer Oper überlegt. Stürmisch, wild und voller Elan geht es los; im Verlauf wechseln ruhige, meditative mit leidenschaftlichen Sätzen ab; am Ende steht ein einfühlsames Largo, das Vivaldis Lieblingsschüler Johann Georg Pisendel einst so gestaltet hat. Man kann das Ganze mit Kopfkino verbinden und zu der vielseitigen und wunderbar kombinierten Musik des Venezianers die eigene Fantasie spielen lassen. Aber selbst wenn man einfach nur Vivaldis Violinkonzerte anhört, bleibt das Ergebnis furios: Amandine Beyer und Gli Incogniti veranstalten mal wieder ein großes barockes Musikfest!

"A Wondrous Mystery" – Renaissance Choral Music for Christmas

Violinkonzerte von Antonio Vivaldi
Gli Incogniti
Amandine Beyer, Violine und Leitung
Label: Harmonia mundi

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