BR-KLASSIK

Allerspätestens seit dem Gewinn des Echo Klassik 2012 als beste Nachwuchssängerin ist die heute 32-jährige Anna Prohaska unaufhaltsam auf dem Weg zur internationalen Starsopranistin. Sie besticht mit makelloser Technik, Ausdrucksstärke und Nuancenreichtum. Und Anna Prohaska hat ein Faible für Konzeptalben. In ihrer preisgekrönten CD Sirène widmete sie sich den Wassernymphen in der Musik des 19. und 20. Jahrhunderts. In Enchanted Forest waren es Ausflüge in den Zauberwald der Barockoper. In Behind the Lines sang sie Soldatenlieder, die um den 1. Weltkrieg kreisen. Und in ihrem brandneuen Album Serpent & Fire gibt sie zwei königlichen Heroinen der Barockoper ihre Stimme: Das Feuer steht für Dido und die Schlange für Kleopatra.

Schönheit und Leidenschaft

Die ägyptische Königin und Pharaonin Kleopatra, die erst Julius Caesar und dann Marcus Antonius liebte, gilt bis heute als Inbegriff für Schönheit und Leidenschaft. Ihr Leben und Sterben durch Schlangengift beschäftigt Künstler seit Jahrhunderten. Bei Johann Adolf Hasse scheidet Kleopatra mit heroischen Hochleistungskoloraturen aus dem Leben, bei Georg Friedrich Händel inbrünstig-poetisch. Bei Daniele da Castrovillari haucht Kleopatra ergreifend ihr Leben aus. Während sein Landsmann Antonio Sartorio eher das Kokette der Königin betont. Doch egal ob mit Krallen und Kussmund oder hingebungsvoll hinscheidend: Anna Prohaska kann jede Emotion Kleopatras überzeugend schön gestalten. Das gilt auch für die andere afrikanische Königin dieses Albums, für Dido, die mythische Gründerin von Karthago. Christoph Graupner zeichnet sie in seiner Oper kraftvoll dramatisch.

Auch Dido ereilt ein tragisches Ende durch Selbstmord. In der einen Überlieferung verbrennt sie sich auf einem Scheiterhaufen, um den Numidierkönig Iarbas nicht heiraten zu müssen. In der anderen Version ersticht sie sich mit dem Schwert ihres Geliebten Aeneas, weil der sie verlassen will. Der Stoff taugte jedenfalls für rund 90 verschiedene Opernvertonungen, unter denen sich Anna Prohaska neben Dido-Arien von Graupner auch welche von Hasse, Cavalli und natürlich von Purcell ausgewählt hat.

Dieselbe Frische wie vor über 30 Jahren

Für die musikalische Umsetzung hat die junge Koloratursopranistin ein altgedientes Starensemble der Alten Musik gewonnen: Giovanni Antonini und Il Giardino Armonico. Die Italiener musizieren schon zusammen als Anna Prohaska noch in den Windeln lag, haben aber dieselbe Frische wie vor über 30 Jahren. Dieses Album ist einfach meisterhaft - sowohl konzeptionell als auch künstlerisch.