Die Concerti grossi von Corelli – Klassiker der barocken Streichermusik. Für seine Neuaufnahme hat das Freiburger Barockorchester die Streicher durch Blasinstrumente verstärkt, gestützt auf Quellen aus Corellis Zeit.
Bildquelle: apartemusic
Mit den Concerti grossi op. 6 von Arcangelo Corelli verhält es sich ähnlich wie mit den Brandenburgischen Konzerten von Bach oder den "Vier Jahreszeiten" von Vivaldi: Es ist bereits ein breites Angebot an Einspielungen erhältlich, bei Corelli sind es ungefähr zwei Dutzend. Ein Ensemble muss also, bevor es sich an eine Neuaufnahme wagt, gut überlegen, wie es solchen Klassikern der Barockmusik seine eigene Note verleihen kann, um nicht in der Masse der überwiegend hervorragenden Interpretationen unterzugehen.
Um herauszustechen, helfen Dinge wie mitreißende Musizierfreude und hohes künstlerisches Niveau - all das ist gegeben bei der Neuinterpretation des Freiburger Barockorchesters, das aus Corellis op. 6 die Nummern 1-5 und 7 sowie das Vorspiel zum Oratorium "Santa Beatrice d'Este" für seine CD ausgewählt hat.
Ein Glücksfall ist es dann, wenn zu diesem hohen Niveau der Interpretation noch ein zusätzlicher Aspekt hinzukommt, gewissermaßen ein kleines Bonbon, das die Neueinspielung einzigartig macht und den Appetit anregt für das ganze akustische Naschwerk.
Dieses Bonbon liegt im Fall des Freiburger Barockorchesters in der Besetzung. Denn der Druckausgabe von 1714 zufolge sind die Concerti grossi op. 6 reine Streichermusik - für drei Solisten, das sogenannte Concertino, vierstimmiges Streichorchester und Basso continuo. Doch es gibt Dokumente wie Musikerlisten und Instrumenteninventarien, die belegen, dass bei besonderen Anlässen und in großen Räumen wie Kirchen die Streicher durch Bläser verstärkt wurden, vor allem durch Oboen, Fagotte, Trompeten und Posaunen.
Die Stimmen der Bläser destillierte Gottfried von der Goltz, neben Petra Müllejans und Guido Larisch einer der drei Solisten, aus dem Streichersatz - und zwar so geschickt, dass die verschiedenen Klangkörper perfekt ineinandergreifen. Corellis Musik, der bei aller klassischen Ausgewogenheit oft eine klangliche Eindimensionalität vorgeworfen wurde, blüht dadurch in strahlenden Farben und steht dem Klangbild, das wir aus Bachs Orchestersuiten gewohnt sind, in Nichts nach. Eine Interpretation, die wahrlich aus dem Gros der Corelli-Aufnahmen heraussticht.
Arcangelo Corelli
Concerti grossi, Sinfonia Santa Beatrice d'Este
Freiburger Barockorchester, Gottfried von der Goltz
Label: apartemusic
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 21. Oktober 2018, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK