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CD - Arditti String Quartet "Gifts and Greetings"

Wollte man sich sämtliche CDs des Arditti Quartetts zulegen, man müsste dafür extra ein CD-Regal freiräumen. 200 Tonträger - so viele hätte man da einzusortieren. Mindestens. Ich empfehle stattdessen: klein anfangen. Zum Beispiel mit der aktuellen CD des Streichquartetts: "Gifts and Greetings". In 13 kurzen Stücken lässt sich hier ziemlich gut nachvollziehen, was dieses Ensemble von allen anderen zeitgenössische musizierenden Streichquartetten abhebt.

Bildquelle: Winter & Winter

CD Tipp 05.10.2016

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Das Quartett hat für seine Neuveröffentlichung Stücke von alten Freunden wie Brian Ferneyhough, Toshio Hosokawa oder Liza Lim eingespielt. Und teilweise zeigt sich schon in den Titeln, wie eng die Verbundenheit zwischen den jeweiligen Komponisten und Musikern ist: "In tiefer Verbundenheit" heißt zum Beispiel ein Stück, das Wolfgang Rihm 2014 für das Arditti Quartett geschrieben hat.

Akrobatisch leicht

Diese tiefe Verbundenheit beruht auf Gegenseitigkeit. Die Musiker des Quartetts arbeiten eng mit ihren Komponisten zusammen. Irvine Arditti, Gründer und Kopf des Arditti Quartetts, hat es sich zur Maxime gemacht, herauszufinden, was die Komponisten über ihre Musik denken, was sie darin hören möchten. Das kitzelt er schon mal bei einem gemeinsamen Abendessen aus ihnen heraus.
Akrobatisch leicht und bis in die leisesten Töne prägnant - seit mehr als 40 Jahren interpretieren die Ardittis jede noch so anspruchsvolle Partitur, und zwar zuverlässig packend und sensibel im Klang. An die 400 Komponisten haben mehr als 700 Stücke für das Quartett komponiert - und noch immer werden es jährlich mehr.

Capricen von Caine

Obwohl es quasi keinen namhaften Komponisten gibt, der noch nicht für das Arditti Quartett geschrieben hat, sind unter den 13 Stücken auf der neuen CD auch solche von Komponisten, die eher zu den neueren Bekannten des Quartetts zählen: Mark Andre und Georg Friedrich Haas etwa. 2009 schrieb der amerikanische Komponist Uri Caine für das Quartett Zwölf Capricen. 2014 kam, für diese CD, eine 13. hinzu. Ein Stück für Streichquartett und Klavier, dem man anhört, dass Uri Caine sowohl in der Klassik als auch im Jazz zuhause ist. Und bei dem der Komponist selber am Klavier sitzt.

Wechselnde Besetzung

Das ist die eine Sache, die das Arditti Quartett so jung hält: Sie knüpfen immer wieder neue Kontakte. Der andere Grund betrifft die personelle Besetzung. Denn auch in dieser Hinsicht hat sich das Quartett über die Jahrzehnte immer wieder verändert. Von der ursprünglichen Besetzung ist nur der Geiger Irvine Arditti übrig, alle anderen, teilweise deutlich jüngeren Mitglieder sind erst in den letzten Jahren hinzugestoßen.

Immer auf dem höchstmöglichen Niveau

Die CD "Gifts and Greetings" zeigt, wo das Arditti Quartett herkommt und macht zugleich deutlich: Hier bleibt keiner auf den Erfolgen von gestern sitzen. Das Quartett wird seinem selbsternannten Anspruch gerecht, der da lautet: Musik immer auf das höchstmögliche Niveau zu heben. Und auch wenn man es nicht schafft, die 200 CDs unterzubringen, die es bislang von diesem Ensemble gibt: Für diese eine ist bestimmt Platz im CD-Regal.

Arditti String Quartet - "Gifts and Greetings"

Wolfgang Rihm:
"In Verbundenheit"
Hans Abrahamsen:
"For Arditti Quartet"
Toshio Hosokawa:
"Small River in Distance"
Brian Ferneyhough:
"Silentium"
Brice Pauset:
"Wahrheitsverfahren (I: Wissenschaft)"
Mark Andre:
"iv I3a"
Marco Stroppa:
"La Vita Immobile, micro automi musicali"
Liza Lim:
"The Weaver’s Knot"
Harrison Birtwistle:
"Hoquetus Irvinius"
Hilda Paredes:
"Hacia una bitácora capilar"
James Clarke:
"String Quartet No. 3"
Georg Friedrich Haas:
"LAIR"
Uri Caine:
"Caprice 13"
Johannes Maria Staud:
"Stringendo"

Uri Caine (Klavier)
Arditti String Quartet
Label: Winter & Winter

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