BR-KLASSIK

Inhalt

CD - Arnold und Hugo de Lantins Secular Works

Bildquelle: Ricercar

Der CD-Tipp zum Nachhören

Arnold und Hugo de Lantins

Ob sie nun wirklich Brüder sind, das wird sich wohl nie ganz klären lassen. Fest steht, dass beide, Hugo wie Arnold de Lantins, aus der Gegend von Lüttich kommen, der gleichen Generation angehören und etwa zur gleichen Zeit in den 1420er Jahren vor allem in Pesaro und Venedig wirken. Und beide haben auch einen ähnlichen Kompositionsstil. Sie stehen in der Nachfolge ihres Landsmanns Johannes Ciconia, der in Italien die Veränderungen vom späten Mittelalter hin zur Frührenaissance eingeleitet hat. Die Stücke von Arnold und Hugo de Lantins finden sich in verschiedenen norditalienischen Manuskripten Seite an Seite mit Werken von Dufay und Binchois.

Höfisch stilisierte Liebe

Das in Basel ansässige Ensemble Le Miroir de Musique unter der Leitung von Baptiste Romain präsentiert uns hier eine Auswahl weltlicher Lieder der beiden Lantins. Thema sind, wie so oft, die vielfältigen Formen höfisch stilisierter Liebe. Und zwar meistens auf Französisch, denn das ist zu dieser Zeit die Modesprache an den Fürstenhöfen Norditaliens. Die Lieder sind größtenteils dreistimmig gesetzt, wobei sich die beiden Unterstimmen jeweils den gleichen Tonraum teilen. Beide Komponisten verfügen über ein gutes Gespür für eine schöne und flüssige Gestaltung der melodischen Linien. Während bei Arnolds Liedern eine eher lyrische Grundstimmung überwiegt, arbeitet Hugo de Lantins seine Musik stärker durch, die daher kunstvoller und auch feierlicher wirkt. Er ist einer der ersten überhaupt, der die musikalische Technik der Imitation durchgängig als grundlegendes kompositorisches Gestaltungsmittel einsetzt.

Stets geschmeidig und homogen

Auffallend ist der kultiviert-unangestrengte Ensemble-Klang von Le Miroir de Musique. Egal ob eine der beiden Sopran- oder Tenorstimmen, egal ob Fidel, Laute, Drehleier oder Flöte, stets klingt es geschmeidig und sehr homogen, ein ganz frei fließender musikalischer Strom. Die Instrumentierung und Arrangements sind abwechslungsreich und schlüssig, einige Stücke werden auch rein instrumental umgesetzt. Selbst die rhythmisch und kontrapunktisch komplexeren Lieder singt und musiziert das Ensemble mit scheinbar größter Mühelosigkeit und lupenreiner Intonation. Le Miroir de Musique, das bedeutet: der Spiegel der Musik. Und wie einst die Lieder von Arnold und Hugo de Lantins die kulturbegeisterten Fürsten der beginnenden Renaissance erfreute, so erfreut uns heute ihr musikalisches Spiegelbild. Vor allem, wenn der Spiegel ein so hervorragender ist wie Le Miroir de Musique.

Arnold und Hugo de Lantins - Secular Works

Le Miroir de Musique, Leitung: Baptiste Romain
Label: Ricercar

Kommentare (0)

Kommentieren ist nicht mehr möglich.
Zu diesem Inhalt gibt es noch keine Kommentare.

BR-KLASSIK empfiehlt

    AV-Player