Das Artemis Quartett, das sich nach der griechischen Jagdgöttin mit dem Bogen nannte, wurde 1989 in Lübeck gegründet und zählt heute zu den führenden Streichquartetten weltweit. Es gewann zahlreiche Preise wie den ARD-Musikwettbewerb oder den Preis der Deutschen Schallplattenkritik und ist auf allen großen Konzertpodien rund um den Globus präsent.
Bildquelle: Erato
Der CD-Tipp zum Nachhören!
Von der ursprünglichen Besetzung des Artemis Quartett blieb nur der Cellist Eckart Runge – hinzu kamen Vineta Sareika und Gregor Sigl für die 1. und 2. Violine sowie der Bratschist Friedemann Weigle, der im Juli diesen Jahres überraschend verstarb. Er wirkt noch mit auf der jüngsten, gerade beim Label Erato erschienen Aufnahme, in der das Artemis Quartett das Erste und Dritte Streichquartett von Johannes Brahms interpretiert. Es ist eine besondere Intensität, die diese letzte Aufnahme des Artemis Quartetts mit Friedemann Weigle auszeichnet. Eine Intensität, die sich weniger einem Dauerespressivo verdankt als einem hellwachen Sich-einlassen auf das komplexe Verhältnis von Ausdruck und Konstruktion in dieser reifen Streichquartettkunst.
Tragischerweise wurde diese Aufnahme des ersten und dritten Streichquartetts von Johannes Brahms für das Artemis-Quartett zum Vermächtnis für Sebastian Weigle. Der verstorbenen Bratschist wirkte auch noch als Professor an der Universität der Künste und an der Hochschule Hanns Eisler in Berlin. Sein plötzlicher Tod im Alter von nur 52 Jahren traf die Musikwelt wie ein Schock, obwohl seine Erkrankung im engsten Freundes- und Kollegenkreis seit längerem bekannt war. Die vorliegende Brahms-Interpretation macht deutlich, wie schwer dieser Verlust für das Artemis-Quartett wiegen muss. Hört man hier doch durchgehend, wie perfekt die vier Streicher miteinander verschmelzen, wie feinabgestimmt sie sich ergänzen.
Auch wenn es die zuweilen harten Konturen dieser hochkomplexen Musik durch eine fast schon überklare Schärfe verdeutlicht, lässt das Artemis-Quartett zugleich die klangschönen und melodieseligen Momente darin immer wieder betörend aufleuchten. Dafür sorgt nicht zuletzt der warm strahlende Ton der Primaria Vineta Sareika. Und so ist dem Artemis-Quartett trotz des Überschattet-Seins vom Tode Friedemann Weigles eine aufregend kontrastreiche Interpretation dieser Meisterwerke von Johannes Brahms gelungen. Keine CD zum Nebenbei-hören, aber eine, die beim Hinhören umso reicher beschenkt.
Johannes Brahms:
Streichquartett Nr. 1 c-Moll, op. 51,1
Streichquartett Nr. 3 B-Dur, op. 67
Artemis Quartett
Label: Erato