Wenn man die Namen Andreas Staier und Freiburger Barockorchester auf einem CD-Cover liest, dann schnellt bei Kennern und Fachleuten der Puls nach oben und die Hände zittern beim Öffnen der CD, denn hier haben sich zwei Hochkaräter der Alten Musik-Szene zusammengetan. Die Erwartungshaltung ist also dementsprechend hoch.
Bildquelle: Harmonia mundi
CD-Tipp 05.09.2015
Der CD-Tipp zum Nachhören!
Keine Frage, Bachs Musik ist vertrautes Terrain für den Cembalisten Andreas Staier und das Freiburger Barockorchester. Trotzdem, bei jeder Note dieser Einspielung der sieben Konzerte für Cembalo und Orchester spürt man, dass die Musiker sich wieder neu damit auseinander gesetzt haben. Das muss man auch, denn jedes dieser Konzerte ist ein Kleinod und zeigt Bachs vielseitiges kompositorisches Können und seine Virtuosität an den Tasten. Staier und das Freiburger Barockorchester spielen vital und mit viel Liebe zum Detail, ohne sich darin zu verlieren. Weil sie stimmige Tempi wählen und die musikalischen Motive klar darstellen ohne sie akademisch zu überzeichnen, sind die Charaktere der einzelnen Sätze sofort erkennbar.
Obwohl es zig Aufnahmen dieser Cembalokonzerte gibt, kommt beim Anhören dieser Einspielung keine Langeweile auf, denn die Interpreten geben Bachs Musik genügend Raum und Zeit, damit sie sich voll entfalten kann. Dazu kommen noch die vielen schönen Klangfarben, die nicht nur das Orchester, sondern auch der Cembalist hervorzaubert, denn Staier spielt auf einem Nachbau eines Cembalos von Albrecht Hass aus Hamburg, 1734. Er ist so in dieser Musik zu Hause, dass Staier ganz selbstverständlich und äußerst geschmackvoll hier und da zusätzliche Verzierungen anbringt und bei den Fermaten improvisierte Solo-Kadenzen hören lässt.
Staier nimmt sich seine Freiheiten: Mit Hilfe von Rubati zeichnet er zum Beispiel in den langsamen Sätzen ein besonderes Motiv nach, erhöht dadurch den Ausdruck in den melodischen Linien. Dabei bleibt er aber im Metrum, so dass die Musik immer im Fluss ist. Es ist schon eine Kunst, so gesanglich auf dem Cembalo zu spielen. Solche kleinen Freiheiten kann sich Andreas Staier nur nehmen, weil das Freiburger Barockorchester mit seinem Cembalospiel sozusagen mitatmet und deshalb sofort auf kleinste Nuancen des Solisten reagieren kann. Dadurch entsteht eine feinfühlige, farbige und ausdrucksstarke Interpretation dieser Cembalokonzerte bis in kleinste Verästelungen. Das schöne dabei: Trotz aller Emphase im Ausdruck überspannen Solist und Orchester den Bogen nie und man hat das Gefühl, dass es hier nur um eines geht: um Bachs Musik.
Andreas Staier (Cembalo)
Freiburger Barockorchester
Label: Harmonia mundi