Johann Sebastian Bachs Genie kommt nirgendwo deutlicher zum Tragen als in dem kleinen, aber exquisiten Kantaten-Zyklus, den er in seiner Weimarer Zeit teils für die Hofkapelle, teils für so manche Hochzeitsfeier komponierte. Die strahlende Stimme von Carolyn Sampson und das Freiburger Barockorchester unter Petra Müllejans werden dem Farbenreichtum dieser Musik mehr als gerecht. Dazu glänzt Bass-Bariton Andreas Wolf mit tragfähigem Timbre in der Dialog-Kantate BWV 152.
Bildquelle: Harmonia Mundi France
CD-Tipp 04.05.2017
Johann Sebastian Bach - Kantaten für Sopran
"Stein, der über alle Schätze / hilf, dass ich zu aller Zeit / durch den Glauben auf dich setze": die Rede ist vom Grundstein des christlichen Glaubens, von dem es zu Beginn der Kantate heißt: "Mensch, stoße dich nicht dran! / Tritt auf die Glaubensbahn!"
Kaum ein Barockdichter konnte theologische Inhalte in derart anschauliche Bilder fassen wie der Weimarer Hofdichter Salomo Franck: für Johann Sebastian Bach eine wahre Fundgrube und vor allem Inspirationsquelle, der wir mehr als 20 Kantaten verdanken.
Kaum eine Solistin nebst ihrem Instrumentalensemble vermag es, den Farbreichtum dieser Musik so harmonisch in Szene zu setzen wie die Engländerin Carolyn Sampson zusammen mit dem Freiburger Barockorchester. Beide musizieren, und das spürt man in jedem Takt, auf ein- und derselben Wellenlänge. Das historisch klein besetzte Orchester verhilft schon zu Beginn der ungewöhnlich instrumentierten „Sinfonia“ wunderbar entspannt zu introvertiertem Glanz: eine Oboe, eine Blockflöte, dazu die Viola d’amore - gespielt vom Orchestergründer Gottfried von der Goltz - und die Viola da Gamba.
Nun ist aber gerade die Kantate BWV 152 eine sogenannte "Dialogkantate", weshalb zu Carolyn Sampsons Solosopran noch ein Bariton ins Spiel kommt; und er ist, ohne Sampsons Leistung schmälern zu wollen, der heimliche Star dieser CD. Andreas Wolf heißt er, war Schüler unter anderem von Thomas Quasthoff, und ist, wie auch Carolyn Sampson, dem Publikum des Bayerischen Rundfunks bestens bekannt durch verschiedene Bach-Projekte.
"Nobel" - "einfühlsam" - "volltönend": mit solchen Attributen reagierte die internationale Presse völlig zu Recht auf Andreas Wolfs warmes und tragfähiges Timbre, mit dem er in jeder Hinsicht die Idealbesetzung für diese Bachkantate ist. Und damit der kongeniale Gegenpart zu Carolyn Sampsons Leichtigkeit, mit der sie zum Beispiel die Schlussarie der Kantate "Mein Herze schwimmt im Blut" gestaltet.
BWV 202 ("Weichet nur, betrübte Schatten")
BWV 152 ("Tritt auf die Glaubensbahn")
BWV 199 ("Mein Herze schwimmt im Blut")
Carolyn Sampson (Sopran)
Andreas Wolf (Bass-Bariton, BWV 152)
Freiburger Barockorchester
Leitung: Petra Müllejans
Label: Harmonia Mundi France
Sendung: "Leporello" am 4. Mai 2017, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK