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CD - Esa-Pekka Salonen dirigiert Orchesterwerke von Bartók

Seit 2008 ist der finnische Pultstar Esa-Pekka Salonen Chefdirigent beim Londoner Philharmonia Orchestra. Nicht nur dort hat Salonen gezeigt, dass er eine starke Affinität zu den anspruchsvollen Partituren der klassischen Moderne hat. Dazu zählt auch die Musik des Ungarn Béla Bartók, der aus der Folklore seiner Heimat etwas völlig Neues gemacht hat.

Bildquelle: Signum Classics

CD Tipp 16.11.2016

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Vom ersten Ton an entfesselt Béla Bartók in seiner Tanzpantomine "Der wunderbare Mandarin" ein Horrorszenario: Wirbelnde Skalen und hämmernde Akkorde suggerieren eine nervös-coole Großstadt-Atmosphäre. Mit federnder Energie stellt Esa-Pekka Salonen die motorischen Rhythmen und grellen Dissonanzen packend aus. Schließlich ist das Sujet des Balletts brutal: Die Story kreist um Zwangsprostitution, Zuhälterei, Raub und Mord. Drei Strolche zwingen ein schönes Mädchen, Freier anzulocken, um sie auszurauben - erst der Auftritt des dritten, eines wohlhabenden Chinesen, verspricht reiche Beute.

Dualismus von Liebe und Tod

Mit gleißender Brillanz inszeniert Salonen den machtvollen Auftritt des Mandarins, animalisch kosten die Posaunisten vom Philharmonia Orchestra ihre jaulenden Glissandi aus. In vielem erinnert Bartóks avantgardistische Partitur von 1919 an Strawinskys "Le Sacre du Printemps" - beide Werke eint ihre kompromisslose Haltung, ihr barbarischer Expressionismus, ihr grausames Sujet. Bei Bartók aber geht es wie in "Herzog Blaubarts Burg" um den Dualismus von Mann und Frau, von Liebe und Tod. Erst als sich das Mädchen am Ende seinem Werben hingibt, findet der Mandarin im Tod Erlösung.

Von Ungarn nach Arabien

Visionäre Kraft, schmerzliche Intensität und elektrisierende Wirkung entfaltet Bartóks einstiger Skandalerfolg bei Salonen und seinem exzellenten Londoner Orchester. Das Ballett passt gut zur herben "Tanzsuite" , die Bartók 1923 zur 50-Jahr-Feier der vereinten Hauptstadt Budapest beisteuerte. Dem radikalen Nationalismus in seiner Heimat begegnet Bartók mit einem multikulturellen Stilmix aus ungarischer, rumänischer, slowakischer und sogar arabischer Volksmusik. In der "Tanzsuite" demonstriert Bartók einmal mehr seinen klanglichen Erfindungsreichtum. Mal begeistern Salonen und seine Musiker mit zündenden Tanzrhythmen, mal mit traumhaften Nachtstimmungen, wie sie für Bartók so typisch sind.

Präzision und Raffinesse

Salonen ist ein idealer Kandidat für Bartóks brillante Orchestermusik, weil er rhythmische Präzision mit klanglicher Raffinesse verbindet. So wie Bartóks "Tanzsuite" effektvoll, aber nie volkstümlich ist - so interpretiert sie Salonen auch, eben als artifizielle Folklore. Eindrucksvoll.

Esa-Pekka Salonen dirigiert Bartók

Béla Bartók:
"Der wunderbare Mandarin", Sz 73
"Tanzsuite" für Orchester, Sz 77
"Kontraste" für Violine, Klarinette und Klavier, Sz 111

Zsolt-Tihamér Visontay (Violine)
Mark van de Weil (Klarinette)
Yefim Bronfman (Klavier)
Philharmonia Voices
Philharmonia Orchestra
Leitung: Esa-Pekka Salonen

Label: Signum Classics

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