Die französische Cellistin Anne Gastinel hat schon fast alles eingespielt, was es an Standardrepertoire für ihr Instrument gibt. Das Tripelkonzert von Beethoven fehlte allerdings noch – nicht so einfach bei einem Stück für drei Solisten und Orchester, dafür die richtigen Partner zu finden. Für ihre Aufnahme hat sich Anne Gastinel prominente Verstärkung geholt: den Geiger Gil Shaham und den Pianisten Nicholas Angelich. Und am Pult des hr-Sinfonieorchesters steht Paavo Järvi, der mit seinen stilgetreuen Beethoven-Interpretationen Furore gemacht hat.
Bildquelle: Naïve
Der CD-Tipp zum Anhören
Im Sport ist ein Triple ein dreifacher Sieg in Folge. In Beethovens Tripelkonzert geht es gerade nicht um Gewinnen oder Verlieren im Kampf gegen andere. Sondern um ein Miteinander, um ein "permantes Geben und Nehmen", wie es die Cellistin Anne Gastinel im CD-Booklet ausdrückt. In dem Geiger Gil Shaham und dem Pianisten Nicholas Angelich hat sie ideale Teamplayer gefunden. Die drei atmen gemeinsam und harmonieren wunderbar. Beethoven war stolz auf sein neuartiges Tripelkonzert: Kammermusik in Form eines Klaviertrios trifft auf große Symphonik. Virtuos kommunizieren die drei Solisten mit dem hr-Symphonieorchester. Paavo Järvis zügige Tempi machen den Drive dieser Aufnahme perfekt.
Kombiniert hat Anne Gastinel das Tripelkonzert mit Beethovens "Gassenhauer-Trio" für Klarinette, Cello und Klavier. Statt Gil Shaham komplettiert nun ein anderer das Trio mit Gastinel und Angelich: der Wiener Jungstar Andreas Ottensamer, der auf seiner Klarinette brilliert, kichert und singt. Richtig in Fahrt kommt das Gelegenheitsstück im Finale, das dem Trio den Namen gegeben hat: Ein Gassenhauer aus einer zeitgenössischen komischen Oper regte Beethoven zu originellen Variationen an. Mit Lust am Spielwitz machen sich Ottensamer, Gastinel und Angelich einen Spaß daraus.
Mit seinem spielerischen Charakter ist auch Beethovens Tripelkonzert gehobene Unterhaltungsmusik. Unter Kennern gilt es deshalb als schwaches Stück – auf der CD wird es zum Highlight. Denn Paavo Järvi und das hr-Sinfonieorchester zeigen, dass weit mehr darin steckt. Einmal mehr kultiviert Järvi hier seinen knackigen, pulsierenden, glasklaren Beethoven-Sound. Und wie lebendig sich Gastinel, Shaham und Angelich die Bälle zuspielen – das führt uns dann doch wieder zum Sport.
Ludwig van Beethoven:
Konzert für Klavier, Violine, Violoncello und Orchester C-Dur op. 56 "Tripelkonzert"
Trio für Klarinette, Violoncello und Klavier B-Dur op. 11 "Gassenhauer-Trio"
Gil Shaham (Violine)
Anne Gastinel (Violoncello)
Nicholas Angelich (Klavier)
Andreas Ottensamer (Klarinette)
hr-Sinfonieorchester
Leitung: Paavo Järvi
Label: Naïve
Sendung: "Piazza" am 28. Juli 2018, 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK