BR-KLASSIK

Elizabeth und Marcel Bergmann studierten beide an der Musikhochschule in Hannover und erhielten als Klavier-Duo bereits zahlreiche internationale Preise. Jetzt haben sie eine SACD herausgebracht mit dem Titel "American Stories for Two Pianos".

"Temperament" ist ein Schlüsselwort dieser Einspielung: Mit Chick Coreas "La Fiesta" aus den frühen 70er Jahren eröffnen die beiden Bergmanns den pianistischen Reigen – und machen gleich in den ersten Takten deutlich, dass wir es hier zwei Könnern zu tun haben. Nicht nur, dass die Beiden bestens aufeinander eingespielt sind: Im Unterschied zu anderen Klavierduos gehen sie noch einen entscheidenden Schritt weiter und wagen sich auf das Feld des Arrangierens und der Improvisation.

Amerikanische Klavier-Exkursion

Chick Corea, Leonard Bernstein, Pat Matheny, Astor Piazzolla und Egberto Gismonti: sämtliche hier dargebotenen Arrangements wurden von Marcel Bergmann selbst angefertigt, dem Duo sozusagen "auf den Leib" geschrieben. Wobei Bergmann die wichtigsten Impulse durch den "Münchner Klaviersommer" erhielt, jener bis heute legendären Begegnungsstätte von Kreativen wie Chick Corea, Friedrich Gulda, Joe Zawinul, Martha Argerich, Miles Davis, Bobby Mc Ferrin und vielen anderen mehr. Die Arbeit an Leonard Bernsteins "West Side Story" wurde für das Bergmann-Duo der Ausgangspunkt seiner amerikanischen Klavier-Exkursion: Da wird vollgriffig das gesamte Tastenspektrum ausgekostet, ganz bewusst auch mit Stereo-Effekten und Raumwirkung gespielt. Und, so bestechend der rhythmische Drive und die Präzision der Beiden auch sein mögen: es gibt selbstverständlich auch die lyrisch-empfindsamen Momente auf dieser CD, Sätze wie "Somewhere", "One Hand, one heart" oder eben das unausweichliche "Maria".

Popmusikalischer Rausch

Besonders spannend ist auch die Begegnung mit dem Gitarren-Genie des Amerikaners Pat Matheny. Seine minimalistisch und motorisch geprägte Komposition "Eighteen" wird hier zum Ausgangspunkt für improvisatorische Einlagen des einen Pianisten, während der andere das ostinate Passepartout beibehält und Beide sich in eine Art popmusikalischen Rausch hineinsteigern.

Groove und Vergnügen

Die Anschlagskultur und rhythmische Präzision dieses Duos sind beeindruckend. Und auch, wenn hier keine frei agierenden Jazzmusiker am Werk sind und insgesamt der klassisch kultivierte Klang die Oberhand behält: Selten hat ein stilistischer Crossover derart gegrooved und so viel Vergnügen bereitet wie diese SACD. Hinzu kommt, dass sie ganz fabelhaft audiophil daherkommt und auch von dieser klangästhetischen Seite her richtig Spaß macht. Den Namen Bergmann Duo sollte man sich in jedem Fall merken.