BR-KLASSIK

Ausdauer allein genügt nicht, will man alle Klavierwerke von Mozart auf CD einspielen. Da muss schon Leidenschaft dahinterstecken, Hingabe, Begeisterung, Herzblut. Und genau diese emotionalen Zutaten scheinen den Südafrikaner Kristian Bezuidenhout anzutreiben.

Schon seit März 2010 ackert er sich – von Kritikern enthusiastisch gelobt - durch den pianistischen Kosmos des musikalischen Überfliegers. Die Programme seiner Mozart-CDs gestaltet Bezuidenhout dabei nicht chronologisch, sondern nach künstlerischen Impulsen. Impulsiv vibriert auch der Hammerflügel, mit dem der Pianist die Mozartabenteuer durchlebt. Jetzt erschien eine neue Ausgabe dieses gigantischen Streifzugs, und in dieser siebten Folge erlebt man eine Begegnung auf Augenhöhe. Pianist und Komponist stehen sich Stirn an Stirn gegenüber. Voller Kraft und Klarheit. Eine Direktübertragung, die Schnörkel und anderen Süßstoff meidet.

Aufgewühlt und scharf

Unerbittlich Gehetztes, Umherirrendes, Verwundetes entsteht in der Klaviersonate KV 310. In Paris wurde sie unter tieftraurigen Umständen komponiert: Mozarts Mutter starb während ihres gemeinsamen Aufenthalts an der Seine, der Sohn musste sie in einer fremden Stadt, einem fremden Land, in fremder  Erde bestatten. Selbst wenn man nichts von den schmerzhaften Ereignissen in die Noten hineindeuten möchte: Kristian Bezuidenhout zoomt uns intuitiv heran. Aufgewühlt und scharf zeichnet er ihren Verlauf nach. Der Hammerflügel kommt scheinbar an seine Grenzen, berstend und schreiend im Forte, flehend und flüchtend im piano. Reich an poetischen Kontrasten und Konturen verschränken sich im verrückt entrückten Andante cantabile Dramatik und Leichtigkeit in einer tiefgründigen Balance.

Große dynamische Palette

Das Schwere so leicht, das Leichte so schwer. Diese Floskel wird bei Bezuidenhout Musik. Empfindsam und zupackend macht er den Sinn der Werke unmittelbar spürbar und zweifellos relevant. Die große dynamische Palette des Hammerflügels vom reißerischen Attackieren bis zum raffinierten Flüstern funkelt im zweiten Hauptwerk dieser CD. Als glanzvolle Sinfonie eröffnet Bezuidenhout die 1774 in München entstandene Sonate KV 284. Rauschhafte Entfesselung und beseelte Entrückung prallen aufeinander. Ganz direkt, Stirn an Stirn. Eine großartige und kraftvolle Begegnung in beiden Sonaten und Variationszyklen auf dieser CD. Auf Mozart in der achten Runde kann man sich ab sofort freuen!