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CD - Brahms und Reger Klarinetten-Quintette

Drei große Klarinetten-Quintette hat die abendländische Musik hervorgebracht: Das von Wolfgang Amadé Mozart, eh klar, das von Johannes Brahms, und das, ja, das von Max Reger. Alle drei stammen sie aus den letzten Lebensjahren ihrer Schöpfer, und alle drei sind sie Wunder-Stücke.

Bildquelle: Berlin Classics

Der CD-Tipp zum Nachhören

Warum ist das so? Die Klarinette: Als hafte eine eigene Magie an diesem jüngsten der klassischen Holzblasinstrumente, Süße, Dunkelheit, Sehnsucht, Geheimnis, die perfekten Ausdrucksmittel, um Existenzielles zu sagen, Wahrheiten über "das Leben". Dazu ein Streichquartett, seit Joseph Haydn Königsdisziplin aller Komponisten. Eine Traum-Kombination.

1891, sechs Jahre vor seinem Tod, schrieb Johannes Brahms sein Klarinetten-Quintett h-Moll op. 115 - das Zauberspiel des Klarinettisten Richard Mühlfeld hatte ihn aus einer langen kompositorischen Lethargie wachgeküsst. Es wurde eine Herbst-Musik, todtraurig, lebensverliebt. Max Reger hingegen war im Zenith seines Könnens und auf der Höhe seiner Kraft, als er sein Klarinetten-Quintett schrieb, eine wehmütige Frühlingsmusik in seraphischem A-Dur, die, wie sich erwies, in Wirklichkeit eine des Spätestherbstes war: Die Uraufführung seines Meisterwerks hat Reger nicht mehr erlebt, er starb 1916 kurz nach der Vollendung mit gerade einmal 43 Jahren.

Sharon Kam, ganz ungewohnt

Sharon Kam habe ich bisher immer als eine eher temperamentvoll-extrovertierte Künstlerin wahrgenommen, mit einer Lust durchaus am Zirzensischen. Auf dieser CD offenbart sie ganz andere Seiten: Interpretationen voller Wärme und zärtlicher Gesten sind ihr hier gelungen, musiziert in schlafwandlerisch sicheren, großen Bögen, fein durchpulst, gelassen-leidenschaftlich, mit einem Portato, das direkt vom lieben Gott zu kommen scheint. Kam plappert, lächelt, klagt. Dass kein anderes Blasinstrument so leise spielen kann wie die Klarinette, sie führt es vor, bis es fast weh tut: Momente des Beinahe-Verstummens, Liebkosungen.

Isabelle van Keulen, Ulrike-Anima Mathé, Volker Jacobsen und Gustav Rivinius sind Kam dabei kongeniale, hellwache Partner, absolut pares inter pares, alle gemeinsam kollegial vereint im Geist kammermusikalischer Leidenschaft. Vor allem wer das himmlische Reger-Quintett nicht kennt: Eine überzeugendere Einladung, hier einzutreten, wird so schnell nicht kommen. Leuchtspuren am Abendhimmel.

Klarinetten-Quintette

Johannes Brahms: Klarinettenquintett op. 115
Max Reger: Klarinettenquintett op. 146

Isabelle van Keulen und Ulrike-Anima Mathé, Violine
Volker Jacobsen, Viola
Gustav Rivinius, Violoncello
Sharon Kam, Klarinette

Label: Berlin Classics

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