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CD - Johannes Brahms: Serenaden Riccardo Chailly dirigiert

Der 62-jährige Mailänder Riccardo Chailly gehört zu den profiliertesten Dirigenten seiner Generation. Seit Januar ist Chailly Musikchef der Mailänder Scala. Seinen Vertrag beim Leipziger Gewandhausorchester hat er bis 2020 verlängert.

Bildquelle: Decca

CD Tipp 23.03.2015

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Chailly ist der 19. Gewandhauskapellmeister in der Geschichte des traditionsreichen Leipziger Orchesters – der Ertrag dieser Ära ist jetzt schon beachtlich. Mit dem Gewandhausorchester spielte Chailly Symphonik von Mendelssohn und Schumann ein, aber auch die Brandenburgischen Konzerte von Bach. Zuletzt machte er mit einem Beethoven-Zyklus Furore, der sich an den originalen Metronomangaben des Komponisten orientierte. Seinen Brahms-Zyklus mit dem Gewandhausorchester ergänzte Chailly nun um die beiden frühen Serenaden des Romantikers.

Romantische Walzerklänge

Mitte zwanzig war Johannes Brahms, als er am Detmolder Hof seine beiden Serenaden schrieb. Mit dem Rückgriff auf ein durch Mozart geprägtes Genre der Unterhaltungsmusik, das längst aus der Mode gekommen war, wollte sich der junge Komponist erstmal absichern. Dabei beschritt Brahms aber schon neue Wege – in der Ersten Serenade tauchen plötzlich romantische Walzerklänge auf, die es so bei den Wiener Klassikern noch nicht gegeben hätte.

Markante Artikulation

Mit pulsierender, nie nachlassender Energie animiert Riccardo Chailly seine Leipziger Musiker zu beschwingtem und pointiertem Spiel. Die auf Arthur Nikisch zurückgehende Brahms-Tradition des Gewandhausorchesters kommt ihm dabei natürlich zugute, aber Chailly setzt durch rhythmische Prägnanz und markante Artikulation erfrischend neue Akzente. In der Zweiten Serenade dominieren dann die Holzbläser – wohl dem Dirigenten, der so phänomenale Musiker zur Verfügung hat wie Chailly in Leipzig!

Hommage an die Wiener Klassik

Der abgedunkelte Klang der Zweiten Serenade resultiert daraus, dass Brahms hier auf die Violinen verzichtet. Sie ist kammermusikalischer angelegt und deutlich Bläser-dominiert. Mehr noch als die D-Dur-Serenade wirkt dieses A-Dur-Schwesterwerk wie eine Hommage an die Wiener Klassik. Und doch zeigt Brahms besonders in den zentralen Adagio-Sätzen bereits seine Vorliebe für Variationstechniken und elegische Ausdrucksbereiche.

Schlackenlos klar

Die symphonischen Ambitionen des Spätentwicklers Brahms werden in seinen beiden umfangreichen Serenaden, die komplexer sind als sie klingen, offenkundig. Riccardo Chailly sind mit seinem fantastischen Gewandhausorchester exemplarische Interpretationen gelungen: schlackenlos klar, detailgenau und klanglich hochdifferenziert. Manchmal treibt er seine Musiker mit seinen zügigen Tempi an die spieltechnischen Grenzen – ein Plus an Brillanz, Verve und Spielfreude ist der Gewinn.

Johannes Brahms: Serenaden

Serenade Nr. 1 D-Dur op. 11
Serenade Nr. 2 A-Dur op. 16
Gewandhausorchester Leipzig
Leitung: Riccardo Chailly
Label: Decca

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