Zu den zahlreichen Wettbewerben, die das Mandelring Quartett gewann, zählt auch der renommierte ARD-Musikwettbewerb. Preisgekrönt wurden zudem zahlreiche CD-Projekte des Ensembles, darunter die Gesamteinspielungen der Streichquartette von Schostakowitsch und Mendelssohn. Nun hat sich das erfolgsverwöhnte Quartett, verstärkt durch den Bratschisten Roland Glassl, den Streichquintetten von Johannes Brahms zugewandt.
Bildquelle: Audite
CD - Tipp 07.02.2017
Der CD-Tipp zum Anhören
Es wäre ein melancholisch-heiterer Abschied gewesen, wenn Johannes Brahms einer eigenen Äußerung folgend mit dem Streichquintett in G-Dur op. 111 seine kompositorische Tätigkeit beendet hätte. Glücklicherweise vereitelte sein anhaltender Reichtum an Ideen für neue Werke diesen Vorsatz. Atmosphäre und Bauweise dieses Quintetts erinnern an den Typus der Serenade, mit der Brahms die Reihe seiner Werke für Orchester eröffnet hatte. In eher gedämpftes Licht mit wehmütigen Zwischentönen und klanglicher Akzentuierung der mittleren Stimmen ist der langsame Satz getaucht.
Beide Streichquintette von Johannes Brahms haben etwas reflektiert zurück Blickendes und sind späte Meisterwerke, die eine Summe der eigenen schöpferischen Leistung ziehen. In konzentrierter Form verbinden sie scheinbar Gegensätzliches wie musikgeschichtliche Reminiszenzen und vorausblickende Kühnheit in der Konstruktion oder apollinische Heiterkeit und spätromantische Melancholie im Ausdruck. Das Bestreben aus vermeintlich Widersprüchlichem höhere Einheiten zu bilden, zeigt sich auch in seinem Streichquintett in F-Dur op. 88, dessen abschließendes Finale Formelemente der Fugen Johann Sebastian Bachs und der Sonaten Ludwig van Beethovens subtil miteinander verblendet.
Die hohe strukturelle und emotionale Komplexität der Streichquintett-Kunst von Brahms wird in der so präzise wie einfühlsam ausbalancierten Interpretation des Mandelring Quartetts und Roland Glassls zum veritablen Hörvergnügen. Den fünf Musikern gelingt ein wunderbar stimmiges Klangbild im Zusammenspiel, das sich nicht zuletzt ihrer reichen Erfahrung mit einem breiten, bis in die zeitgenössische Musik reichenden Repertoire verdankt. Eine Brahms-Interpretation vom Feinsten - unbedingt hörenswert!
Streichquintett Nr. 1 F-Dur, op. 88
Streichquintett Nr. 2 G-Dur, op. 111
Mandelring Quartett
Roland Glassl (Viola)
Label: Audite