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CD - Andris Nelsons dirigiert Anton Bruckners Symphonie Nr. 7

Nach der Dritten und der Vierten kommt jetzt die Siebte. Andris Nelsons und das Gewandhausorchester Leipzig veröffentlichen einen Bruckner-Zyklus bei der Deutschen Grammophon. Immer ist auch Bruckners Idol Wagner vertreten, diesmal mit "Siegfrieds Trauermarsch" aus der „Götterdämmerung“.

Bildquelle: © Deutsche Grammophon

CD-Tipp 07.05.2018

Andris Nelsons dirigiert Wagner und Bruckner

Trauer ist kein leises Gefühl. Zumindest nicht nur. In der Trauer um den Tod eines geliebten Menschen stecken auch: Wut über das Verlassensein, Verzweiflung über die Endgültigkeit – Schmerz als Kehrseite der Liebe.

Bruckners Idol

Mit "Siegfrieds Trauermarsch" aus Wagners "Götterdämmerung" beginnt diese Neueinspielung des Gewandhausorchesters unter Andris Nelsons, danach folgt Bruckners Siebte Symphonie. Die Parallelen sind unüberhörbar, vor allem im Adagio, Bruckners zweitem Satz. Wagner war Bruckners Idol – er starb während dessen Arbeit an der Siebten. Der zweite Satz wird, so schreibt Bruckner, "zum Andenken an den Hochseligen, heißgeliebten, unsterblichen Meister".

Parallelen zwischen Wagner und Bruckner

Bruckner verwendet hier erstmals Wagner-Tuben, warmer Blech-Sound, wie ihn beide Komponisten liebten. Auch seine Trauer klingt nicht nur leise, sondern betroffen, mit ziehendem, bodenlosen Schmerz. Aber ebenso wie Wagner im Trauermarsch seinen Helden explosiv feiert, bricht sich auch Bruckners Verehrung rauschend Bahn. Bei allen Parallelen bleibt eine grundsätzlich verschiedene Charakteristik; sehr vereinfacht gesagt: Wagner subtil, Bruckner plakativ.

Andris Nelsons als Klang-Dompteur

Da hilft es, wenn Dirigent und Orchester feinsinnig mit der Partitur umgehen. Bruckner-Kenner sind sie allesamt, die Musikerinnen und Musiker des Leipziger Gewandhausorchesters. Und Andris Nelsons beweist sich im aktuellen Bruckner-Zyklus als ein souveräner Dompteur in der Klangrausch-Manege. Er lässt die plakative Kraft der Musik durchaus wirken, aber ohne Pathos. Leise Stellen arbeitet er heraus, nutzt sie, um sinnliche Momente zu erzeugen. Unter seinem Dirigat stehen die Töne nicht, sie fließen, ohne aber nach vorne zu fallen. Nelsons’ Tempi sind eher langsam gewählt, das ermöglicht ihm, das musikalische Gerüst klar zu zeigen. Akademisch wird das Ergebnis aber dadurch nicht!

Hochemotional – nie haltlos

Bruckners Siebte, der lang ersehnte Durchbruch des schon sechzigjährigen Komponisten, vereint starke Melodien, elegische Streicher-Passagen, schmetternde Blech-Fanfaren, aber auch weichen Bläserklang, in dem man baden will. Das Gewandhausorchester Leipzig nimmt das viel gehörte Werk mit Mut zum Gefühl, spielt hochemotional, gleichzeitig nie haltlos. Andris Nelsons betrachtet Bruckner nicht aus einem völlig neuen Blickwinkel, schafft es aber, die emotionalen Stürme der Musik sinnvoll zu sortieren und miteinander zu verknüpfen. Als Hörer kann man mit dem Herzen folgen oder sich fallen lassen – die Musik fängt einen auf.

Andris Nelsons dirigiert Bruckner und Wagner

Anton Bruckner:
Symphonie Nr. 7 E-Dur

Richard Wagner:
"Siegfrieds Trauermarsch" aus der "Götterdämmerung"

Gewandhausorchester Leipzig
Leitung: Andris Nelsons

Label: Deutsche Grammophon

Sendung: "Leporello" am 7. Mai 2018, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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