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CD - Bernard Haitink und das BR-Symphonieorchester Anton Bruckners Symphonie Nr. 6

Der 88-jährige niederländische Grandseigneur Bernard Haitink zählt zu den dienstältesten Dirigenten weltweit. Seit 1957, also seit 60 Jahren, ist Haitink dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks eng verbunden. Beim hauseigenen Label sind bereits denkwürdige Aufführungen von Haydns "Schöpfung", Beethovens "Missa solemnis", von Mahler- und Bruckner-Symphonien auf CD dokumentiert. Neu im Katalog ist jetzt die Sechste von Anton Bruckner; der Live-Mitschnitt entstand im Mai 2017 in der Münchner Philharmonie.

Bildquelle: BR-KLASSIK

Der CD-Tipp zum Anhören

Von Anfang an hat Bruckners Sechste Symphonie etwas Unruhiges, Ungestümes, fast Getriebenes an sich. Bernard Haitink arbeitet die punktierten Rhythmen scharf heraus, drängt rigoros nach vorn. Lapidar stellt er das Sperrige, Kantige der Partitur und ihre harmonischen Brüche in den Raum. Keine einzige Note hat der ständig zweifelnde Bruckner nach Vollendung der Sechsten 1881 verändert, in der er zu einer ungewöhnlich knappen, konzentrierten Form fand. In harter Schnitttechnik stellt der Komponist schroffe und lyrische Momente unvermittelt nebeneinander.

Berückende Bläsersoli

Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks folgt Haitink mit Hingabe. In den herzbewegenden Melodien des zentralen Adagios können sich die Streicher innig aussingen. Ihren Bläserkollegen hat Bruckner berückende Soli in die Partitur geschrieben. In einer Trauermarsch-ähnlichen Sequenz klingt Wagner nach - und Mahler voraus.

Unkonventionelles Scherzo

Sicher nicht ohne Hintersinn hat Bruckner seine Sechste Symphonie seine "keckste" genannt. Dieses Etikett zielt natürlich auf das unkonventionelle Scherzo ab, wo im Trio bizarre Streicher-Pizzicati auf rustikale Hörner-Fanfaren treffen - das hat seltenen Witz in Bruckners Schaffen.

Verrückte Blech-Einwürfe

Darüber hinaus wusste Bruckner schon, dass er sich mit der Sechsten eine Keckheit erlaubt hatte - so experimentell, ja avantgardistisch wirkt sein kompositorischer Ansatz. Etwa, wenn die unruhig pendelnden Streicher im Finale von geradezu verrückten Blech-Einwürfen konterkariert werden. Nicht nur hier hat die fabelhafte Hörner-Gruppe des Symphonieorchesters ihren großen Auftritt.

Im besten Sinne werkdienlich

Diese schlackenlos klare Bruckner-Interpretation ist ein schönes Beispiel für Bernard Haitinks unprätentiöses, im besten Sinne werkdienliches Musizieren. Mit souveräner Könnerschaft und straffer Hand führt er das bestens aufgelegte Symphonieorchester durch Bruckners zerklüftete Sechste - das unpopuläre Stück hat es verdient.

Bernard Haitink dirigiert Bruckner

Anton Bruckner:
Symphonie Nr. 6 A-Dur

Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Leitung: Bernard Haitink

Label: BR-KLASSIK

Sendung: "Leporello" am 06. November 2017, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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