Die Musik von Franz Liszt stand schon am Beginn der fulminanten und durch einen Unfall tragisch unterbrochenen Karriere des Pianisten Josef Bulva. Sie begleitete ihn auf allen Stationen seines musikalischen Lebensweges und spielt auch nach seiner fulminanten Rückkehr auf die Konzertpodien eine bedeutende Rolle in seinem Repertoire.
Bildquelle: RCA
CD-Tipp 26.06.2015
Der CD-Tipp zum Nachhören!
Jetzt ist eine Doppel-CD erschienen, die zum Teil noch nie veröffentlichte Liszt-Einspielungen Josef Bulvas aus einem Zeitraum von über fünf Jahrzehnten versammelt. Die Auswahl seiner Liszt-Aufnahmen traf Bulva selber. Darunter sind bisher unveröffentlichte Live-Mitschnitte und Studioaufnahmen von Schlüsselwerken des Lisztschen Oevres wie der h-Moll-Sonate, dem Mephisto-Walzer oder dem 1. Klavierkonzert.
In seinem Liszt-Spiel erweist sich Bulva als Pianist des technischen Zeitalters, wie Joachim Kaiser ihn einmal nannte. Ja; er führt uns mit seinem nüchternen, kompromisslos strukturorientierten Klavierspiel geradezu in den Maschinenraum der Musik. Das ist bereits in den ersten Aufnahmen von Liszt-Etüden des gerade 17-Jährigen aus dem Jahr 1960 hörbar, oder auch in seiner atemberaubend rasanten Interpretation der Spanischen Rhapsodie von 1970. Schon Bulvas frühe Liszt-Aufnahmen geben Zeugnis von der stupenden Virtuosität, mit der er immer wieder Aufsehen erregte. Diese setzte er aber nie um ihrer selbst willen ein, sondern zur Umsetzung seiner interpretatorischen Visionen. Und die sind von einem geradezu wissenschaftlichen Streben nach analytischer Klarheit durchdrungen. Um diese klanglich zu realisieren, kultivierte er auch die besonderen Haltewirkungen des dritten Pedals.
Ohne romantisches Schwelgen oder exzentrische Ausdrucksgesten aber mit einer klaren Glut, einer faszinierenden Mischung aus Feuer und Eis gestaltet Bulva Liszts h-Moll-Sonate in einer bisher unveröffentlichten Aufnahme von 1984. Die jüngste Einspielung auf dieser CD stammt aus dem Jahr 2014. Hier nimmt Bulva den Mephistowalzer buchstäblich auseinander und betrachtet ihn wie einen schillernden Kristall aus unterschiedlichen Perspektiven. So unpathetisch, mit einer geradezu abgründigen Nüchternheit ausgeleuchtet, hat man diese musikalischen Nachtschattengewächse selten gehört. Fazit: Josef Bulva und Franz Liszt – das ist eine lebenslange, eine aufregende Liaison!
Diverse Etüden
Rhapsodie espagnole
Ungarische Rhapsodie Nr. 2
Polonaise Nr. 2 E-Dur
Mephisto-Walzer
Sonate h-Moll
Klavierkonzert Nr. 1 Es-Dur
Interpreten: Josef Bulva (Klavier)
Radio Symphonie Orchester Luxemburg
Leitung: Daniel Nazareth
Label: RCA