BR-KLASSIK

Sie arbeiten ohne festen Dirigenten und sind demokratisch organisiert - die Musiker des Ensemble Resonanz. Je nach Repertoire arbeiten sie allerdings gerne auch mit anderen Musikern zusammen. So verbindet sie eine besonders fruchtbare Kooperation mit dem Dirigenten, Barockspezialisten und Geiger Riccardo Minasi. Nach ihrer hochgelobten Einspielung der Hamburger Streicher-Symphonien von Carl Philipp Emanuel Bach hat sich das Ensemble nun den vier Orchester-Symphonien sowie den sechs kleinen Sonaten für Bläser gewidmet.

Mit sprühendem Temperament und musikantischer Spielfreude interpretiert das Ensemble Resonanz diese Werke. In ihrem Spiel spürt man den vorwärtsdrängenden Sturm und Drang der Musik geradezu körperlich. Er ist Ausdruck des Zeitgeistes Mitte der 1770er Jahre, als das Klangspektrum der damals üblichen Streichorchester nach dem Vorbild des zukunftsweisenden Mannheimer Orchesters um Holz- und Blechbläser erweitert wurde. Damit schufen Farbe und Volumen des Klangs neue dramatische Möglichkeiten der Darstellung emotionaler Zustände.

Feuerwerk aus klanglichen Farbwirkungen

Waren seine sechs "Hamburger Symphonien" Wq 182 noch für reines Streicherensemble konzipiert, stellte sich Carl Phillip Emanuel Bach mit seinen vier Orchester-Symphonien Wq 183 nicht nur der Herausforderung, Werke für ein aus Streichern und Bläsern besetztes Orchester zu schreiben, sondern entwickelte die Bläserparts über die bloße Streicherverstärkung hinaus zu eigenständigen Stimmen. Bach bezeichnete seine Orchester-Symphonien selber einmal "das Größte in der Art, was ich gemacht habe". Und tatsächlich entfacht der Hamburger Komponist darin ein veritables Feuerwerk aus klanglichen Farbwirkungen, überraschenden harmonischen Wendungen und hochexpressiven Gesten.

Neuartige Bläserparts

Als spannende Ersteinspielung präsentiert die neue CD des "Ensemble Resonanz" noch die sechs Kleinen Sonaten für Bläser. Sie entstanden 1775, also im selben Jahr, in dem Carl Phillip Emanuel Bach die Komposition seiner vier Orchester-Symphonien mit den neuartigen Bläserparts begann. Und so lassen sich diese sechs charmanten Miniaturen für 2 Hörner, 2 Flöten, 2 Klarinetten und Fagott auch als vorbereitende Bläser-Arrangements für die Symphonien verstehen.

Röntgenbildartige Transparenz

Leidenschaftlich und präzise realisiert das Ensemble Resonanz nicht nur die ganze Ausdrucksbreite von Bachs symphonischer Kunst, sondern auch den feinen Charme seiner Kleinen Sonaten für Bläser, mit denen er das Repertoire der seinerzeit gerade in Mode gekommenen Harmoniemusiken bereicherte. Die packende Energie und röntgenbildartige Transparenz des Bach-Spiels der Resonanz-Musiker um Riccardo Minasi, ihre spannende und teilweise geradezu schroffe Gestaltung der Übergänge zeugt von den Erfahrungen des Ensembles mit Neuer Musik. Ihre neue CD fördert nicht nur bisher Unentdecktes aus der Feder des Hamburger Bachs zutage, sondern wirft auch einen frischen Blick auf sein symphonisches Hauptwerk.