In der Songauswahl kombiniert Cécile McLorin Salvant bekannte Jazz-Standards und alte Blues Songs mit Raritäten aus der Zeit der Vaudeville Theater und Minstrel Shows. Herrlich theatralisch und stimmgewaltig interpretiert sie die Klassiker. Süffisant und ironisch im Ton, aber über weite Strecken mit großem Ernst. Sie zitiert dabei gerne auch den charakteristischen Sound ihrer Vorfahrinnen und kann dann für Momente wie Sarah Vaughan oder Billie Holiday klingen.
Bildquelle: Mack Avenue
Der CD-Tipp zum Anhören
Aufgenommen wurde das Album bei einer Reihe von Konzerten im berühmten Village Vanguard in New York. Im reizvollen Kontrast zur unmittelbaren Clubatmosphäre, in der das New Yorker Hipster-Publikum die Musik und ihre manchmal deftig-schlüpfrigen Texte - aus dem Bessie-Smith-Repertoire etwa - mit Begeisterungsstürmen quittiert, stehen von ihr selbst komponierte, kammermusikalische Miniaturen, für die sich Cécile McLorin Salvant ein klassisches Streichquartett ins Studio geladen hat. Als klingende Kapitelüberschriften dienen diese feinsinnigen Aperçus für eine Erzählung, mit der die in den USA aufgewachsene Tochter französisch-haitianischer Eltern und ihre exzellente Band auch ein Stück der Geschichte afro-amerikanischer Musik greifbar machen.
Im Moment macht Cécile McLorin Salvant eine große Europatournee, während der sie auch dreimal in Deutschland auftritt:
am 14. Oktober im Domicil in Dortmund,
am 17. Oktober in Hamburg in der Elbphilharmonie
und
am 31. Oktober im Stuttgarter Jazzclub BIX.
Den Weg zurück an die Wurzeln dieser Musikkultur zeigte ihr übrigens ein französischer Musiker, der Saxophonist Jean Francois Bonnel. Er war einer ihrer Lehrer am Darius-Milhaud-Konservatorium in Aix-en-Provence. Dorthin ging sie mit 18 von Miami aus, wo sie 1989 geboren und aufgewachsen ist. Sie studierte klassischen Gesang und parallel dazu Politikwissenschaft und Jura. Bei einem Jazzkurs entdeckte Bonnel ihr ungeheures Talent und versorgte die junge Sängerin mit Aufnahmen großer Blues-und Jazzdiven. Nach einigen gemeinsamen Tourneen durch Europa nahm Cécile McLorin Salvant im Jahr 2010 an der Thelonious Monk Vocal Competition in Washington teil und gewann den prestigeträchtigen Wettbewerb mit nur 21 Jahren. Eine der Jurorinnen war die berühmte Jazzsängerin DeeDee Bridgewater. Sie äußerte, nie zuvor habe sie eine so junge Sängerin erlebt, die so viel in den Text und die Geschichte eines Songs investiert.
Damit überzeugt die junge Sängerin auch bei ihrem vierten Album, das sie wieder weit nach vorne bringen dürfte auf allen wichtigen Rang- und Nominierungslisten. Einen Grammy hat sie ja schon gewonnen mit ihrem Vorgängeralbum "For One to Love".
Cécile McLorin Salvant (Gesang)
Aaron Diehl (Piano)
Paul Sikivie (Bass)
Laurence Leathers (Schlagzeug)
Catalyst String Quartet
Label: Mack Avenue
Sendungsthema aus "Leporello" am 06. Oktober 2017, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK