Richtig bekannt von Frédéric Chopins Orchesterwerken sind eigentlich nur seine beiden großen Klavierkonzerte. Dabei komponierte Chopin gerade in jüngeren Jahren einige kleinformatige Werke für Klavier und Orchester, unter denen sich auch Highlights befinden, die später in ihrer Soloversion berühmt wurden. Jetzt hat sich der junge kanadische Pianist und Chopin-Experte Jan Lisiecki diesen weniger im Rampenlicht stehenden Miniaturen des polnischen Komponisten gewidmet.
Bildquelle: Deutsche Grammophon
CD-Tipp 23.03.2017
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"Hut ab, ihr Herren, ein Genie" konstatierte Robert Schumann, als er die Variationen über Mozarts "Là ci darem la mano" zum ersten Mal hörte, mit deren Komposition der junge Chopin noch während seiner Studienzeit begonnen hatte. Auch die nachfolgenden Konzertminiaturen für Klavier und Orchester gehören größtenteils zu den Jugendwerken des Komponisten, in denen sich allerdings schon die Originalität und charakteristische Sanglichkeit seiner Musik zeigen. Wie in Chopins späteren Klavierkonzerten spielt der Orchesterpart hier eine Nebenrolle, ja wirkt geradezu in den Hintergrund gesetzt. Es sind allenfalls verhaltene Farbtupfer verschiedener Instrumentengruppen wie der Holzbläser, die sich in den dominierenden Klavierpart mischen.
Jan Lisiecki und die von Krysztof Urbanski sensibel geleitete Elbphilharmonie nähern sich diesen fragilen Konzertminiaturen mit nobler Zurückhaltung. Das Chopin-Spiel des 21-jährigen Pianisten verbindet poetische Feinsinnigkeit mit einer klaren Zeichnung der musikalischen Strukturen. Dabei besticht besonders sein sanfter und zugleich farbenreicher Klavierton, mit dem er etwa die melodischen Linien regelrecht aufblühen lässt. Berückend intensiv fühlt sich der junge Pianist in die unterschiedlichen Stimmungslagen von Chopins Musik ein und lässt sich dabei alle Zeit, um auch noch die kleinsten Nuancen dieser gefühlvollen Klanggemälde auszuleuchten. Vor allem den empfindsamen, langsamen Passagen verleiht er eine geradezu traumverlorene Tiefe. Nicht nur für Chopin-Experten ist es spannend, diese nahezu unbekannten oder zum Teil nur in der Soloversion für Klavier vertrauten Werke einmal mit Orchesterbegleitung zu hören.
Frédéric Chopin:
Andante spianato et Grand Polonaise brillante, op. 22
"Krakowiak", Konzertrondo op. 14
Mozart-Variationen, op. 2
Fantasie über polnische Lieder, op. 13
Nocturne cis-Moll, op. post.
Jan Lisiecki (Klavier)
NDR Elbphilharmonie Orchester
Leitung: Krysztof Urbanski
Label: Deutsche Grammophon